Von Ärzten oder Therapeuten wird Eltern oft der Tipp gegeben, den Alltag zu ritualisieren, weil das für Autisten wichtig sei. Das ist so allgemein aber nicht richtig.
Wie kommt es zu dieser Annahme?
Autisten leben praktisch durchweg in einem chronischen Overload, da ihre Wahrnehmung sie tendentiell durchweg überfordert. Dieser Zustand setzt die Fähigkeit herab, spontan auf unvorhersehbare Situationen zu reagieren. Aus diesem Grund beobachtet man bei Autisten oft einen gewissen Grad von Standardisierung in alltäglichen Abläufen. Dadurch, daß Bereiche des Lebens als solche genau feststehen, muß man während des chronischen Overloads nicht neu überlegen, wie man das jetzt tun will.
Aus dieser Beobachtung jedoch zu schließen, daß es gut für Autisten ist, ihnen von außen einen geregelten Alltag aufzudrängen, ist eine zumindest heikle Schlußfolgerung, denn es ist auch wichtig für Autisten, diese Standards selbst setzen zu können. Insofern kann eine von außen bestimmte Ritualisierung bei Autisten auch eine zusätzliche Belastung darstellen.
Um einem Autisten zu ermöglichen, sich selbstbestimmte Standards zu entwickeln, braucht er Ruhe und die Möglichkeit, diese Standards im Alltag zu erproben. Wenn er sie selbst dauerhaft umsetzt, sollte dies unterstützt werden, jedoch nur solange kein Widerstand auftritt.
Generell braucht jede Person, die mit Autisten zu tun hat, ein besonderes Feingefühl und die Fähigkeit, offen zu sein, Zusammenhänge unter Beteiligung von scheinbar bedeutungslosen Details zu entdecken, die für die meisten Nichtautisten absurd erscheinen mögen.
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