Vorstellung - wer ist wer?

Vorstellung - wer ist wer?

Beitragvon biene63 am Sonntag 9. Januar 2011, 10:22

Hallo,

ich bin hier verwirrt...ich find kein Vorstellungsforum...solche Postings wie "Ich bin diese Person"...

Die Mutter eines Autisten bei den Rehakids hat mich angeschrieben, dass sie viel lieber hier ist als bei Rehakids.

Ich hab bei Rehakids gewettert, wann endlich NT-Eltern mit dem Dauer-Gejammer aufhören und endlich anfangen mit den Erfahrungen autistischer Erwachsener bzw autistischer Eltern zu arbeiten und von diesen autistischen Eltern zu lernen.

Diese Mutter meinte, solcher Erfahrungsaustausch sei hier mehr erwünscht und würde praktiziert als bei den Rehakids. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich warte mal ab.

Mein aktuelles Spezialinteresse ist gebärdensprachlich: Ich mag den linguistischen Vergleich der Gebärdensprachen auf internationaler Ebene. Dabei ist zu bedenken, dass Gebärdensprachen sich international so stark unterscheiden wie Lautsprachen auch. Ich mag bei diesen Linguistik-Konferenzen die Laut-Arbeitssprache Englisch und die Verdolmetschung in die DGS / Deutsche Gebärdensprache und retour. Die weitgehende Wissenstransfer per DGS, sowie der Fakt dass dort alle Anwesenden gebärdensprach-kompetent sind, schützt mich ungeheuer vor Overloads...und ich halte sogar Small Talk aus.

Ich war 22 Jahre alleinerziehend Mutter von zwei Söhnen mit sogenannter Behinderung. Der jüngere Sohn ist mittel-bis hochgradig schwerhörig und Asperger-Autist. Der ältere Sohn hat rein praktisch zum 9. Lebensjahr mit Sehbehinderung zu tun gehabt. Winkelfehlsichtkeit ist laut Regularien keine Sehbehinderung...aber wenn Du per Sehen Dein Zeug nicht findest, ist es das im Alltag schon. Verblieben ist bei ihm starke Legasthenie, Dyspraxie und sowieso von Anfang Hyperaktivität.

Ich bin stark hypersensitiv und dyspraktisch aufgewachsen - ursächlich ist mein Gehirn nicht autistisch. Aber da die Menschen meines Umfeldes meinten, aufgrund meiner verlangsamten ungeschickten Motorik auf stark reduzierten Verstand schliessen zu können, zog ich es vor mittels sozialem Rückzug meinen Verstand zu schützen. Ich war jahrzehntelang Extrem-Autodidakt. Eine Hochbegabung mit sprachlichem Schwerpunkt ist zu vermuten - aber ich bin nicht getestet.

Ich hab 2002-2008 mittels Ergotherapie Regulation der Tiefensensibilit / Squeezzing a la Temple Grandin erhalten. Jetz ist meine Sinnesverarbeitung sehr schön reguliert und ich bin sinnesmässig viel mehr belastbar als früher..sehr schön. Aber Small Talk und so Zeug kann ich immer noch nicht.

Fragen sind willkommen. lg biene63
 

Re: Vorstellung - wer ist wer?

Beitragvon Hans am Montag 10. Januar 2011, 06:29

Wenn ich das Gelesene richtig interpretiere,
hast Du wegen dem Kind die Gebärdensprache erlernt
und darin überdurchschnittliche Kenntnisse erlangt.
Ich bin beeindruckt.
 

Re: Vorstellung - wer ist wer?

Beitragvon biene63 am Montag 10. Januar 2011, 08:49

Hallo Hans,

begonnen hatte ich das DGS-Training wegen meines jüngeren Sohnes ja. Warum?
Frühkindlich Schwerhörige sind lebenslang in einer "Zwischenwelt" zwischen der Welt der Hörenden und der Gehörlosen-Welt. Um als stabile Persönlichkeit eine gute Identität für sich selbst aufbauen zu können, braucht ein solch junger frühkindlich Schwerhöriger eine Entscheidungsbasis. Basis bei diesem Thema muss sein, dass die Sprachen der jeweiligen Welt zumindest in Grundkenntnissen bekannt sind - sonst kann man sich nicht entscheiden. Lautsprachlich war mein Sohn von Anfang an recht fit / trotz der umfassenden Hörschädigung. Ich wollte gern, dass er auch Gebärdensprach-Kenntnisse hat. Mein Sohn möchte gern der Lautsprachler-Welt zugehören und sowieso "normal hören"...Das mit dem "Normal hören" geht natürlich nicht...hmm

Fortgesetzt hab ich das DGS-Training weitgehend wegen mir. Warum?
Ich bin ohne Körperschema aufgewachsen. Bewegungen aller Art waren für mich immer unentwegtes Try-and-Error...ohne Möglichkeit, Bewegungen sinnvoll erinnern zu können und gezielt abzurufen....Ständige Erklärungsnot, was denn "angeblich das Problem ist"..."Ach, das bildest Du Dir bloss ein!"....39 Jahre lang.
Noch in DGS1 (der Grundkurs) hab ich gemerkt, dass mich mittels der Gebärden meine Bewegungen "taufen" kann...das war eine Erleuchtung für mich und ein Glück sondergleichen...ich hab mich so gefreut....Leider musste ich in den darauffolgenden Kursen dann durch etliche Ebenen, das die Bewegungsausführung meiner Gebärden gar nicht mehr so klar (mit nur einem Wort) gekennzeichnet werden konnte. Denn es gibt in der DGS die "Classifikatoren", mit denen man gleich nen ganzen Sachverhalt erzählen kann...sowas wie "Auto fährt schnell den Berg hoch"....versus "Auto stoppt"..."Auto gerät ins Rutschen"..."Auto kullert den Hang hinunter"...
Ich hab unzählige Male immer wieder gebraucht, bis nach und nach mein Gehirn sich umgestellt hat, mir das Konzept des dreidimensionalen Grammatik-Gebärdenraumes zu erschliessen. Jetzt hab ich mittels diesen Gebärdenraumes ein Koordinatensystem, in dem ich jede meiner Bewegungen per Gebärde getauft verortet erinnern kann, um diese Bewegung bei Bedarf gezielt abgeruft differenziert einzusetzen....ich hab ein permanentes Hologramm-Lexikon für "getaufte Bewegungen"....Bewegungen, die noch ungetauft sind, sind aber für mich auch weiterhin noch nicht ausführbar...Tanzschritte - ein Graus!

lg biene63
 


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