von azrael am Samstag 20. Juni 2009, 17:12
ich finde es schwierig zu behaupten, dass geld nicht erforderlich sei um zu (über)leben.
ähnlich verhält es sich auch bei "ich habe keine zeit, weil mir XY wichtiger ist".
vor jahren hatte ich lange überlegt, ob ich nicht besser auf der straße lebe, anstatt mit meiner familie in der familiären wohnung.
das erste problem: woher bekäme ich nahrung?
hatte mir dann überlegt, von gräsern zu leben. grünflächen bestehen zum glück noch in großstädten.
das nächste problem: wie reinigt man das zuverlässig?
darüber hinaus ist der mensch ein schlechter grünzeugverwerter.
was ist mit kleidung?
wie kocht man wasser ohne hilfsmittel?
wo kann man sachen lagern, ohne dass sie gestohlen werden?
wenn man vollständig unabhängig leben möchte.
im allgemeinen hat sich der mensch ein künstliches biotop geschaffen, aus dem er selbst nur noch schwer ausbrechen kann.
andere situation mit prioritäten:
eigene wohnung. umsonst gibt es diese nicht.
dafür muss der mensch arbeiten.
ein anderer mensch möchte mit dem arbeitenden menschen um x-uhr etwas unternehmen. dieser sagt "ich habe keine zeit" (weil dieser um diese uhrzeit arbeiten muss, unendlich urlaub gibt es nicht, immer zu spät kommen oder früher gehen ist auch nicht möglich). was denkt sich die erste person? "wenn ich dir wichtiger wäre, würdest du nicht arbeiten." ? "wenn dir deine freizeit wichtiger wäre, würdest du weniger arbeiten." ? eine wohnung ist wie ein safe. wer kein geld besitzt, besitzt auch keine dinge, die er in einen safe tun könnte. theoretisch. allerdings besitzen die menschen heute allgemein sehr viele dinge, die sie anderen schenken.
in einem test ging es um das herausfinden, ob man selbst selbstlos ist oder sein kann. aus dem eigenen besitz sollte etwas herausgesucht werden, dass einem sehr wichtig ist. eine leichte aufgabe. der haken: dieses sollte an eine andere person verschenkt werden. frage: ist das so einfach möglich? wie fühlt man sich dabei/danach? (selbst wenn dieses rein gedanklich durchgedacht wird?).
was ist mit einem menschen, der dinge besitzt, die er nicht mit sich herumtragen kann, für die er einen safe in form einer wohnung benötigt? wenn dies ein mensch ist, der sich von allen dingen nicht trennen kann, da sie eventuell nützlich sein könnten? setzt er sich dann prioritäten, die andere menschen anders gewichten würden, oder erfüllt dieser mensch lediglich bedingungen um die ausgangssituation (dinge in einen safe tun) aufrechtzuerhalten?
wenn sich das eine durch das andere ergibt, warum besitzen dann einige menschen den eindruck, dass andere für sie oder für tätigkeiten keine zeit besitzen bzw. sie selbst der meinung sind, dass die so ist? ein kind, dass noch nicht in den kindergarten geht, besitzt ebenso 24 stunden pro tag zu seiner verfügung wie ein berufstätiger mensch. beide situationen können jedoch nicht miteinander verglichen werden. während das kind alles erhält, was es benötigt ohne etwas dafür tun zu müssen, muss ein anderer mensch arbeiten um sich selbst die dinge zu erhalten, die er benötigt. wenn generell und überall unentgeltliche tauschgeschäfte möglich wären - wäre dieses eine alternative zur kapitalgesellschaft. aber: es bestehen zu viele menschen. geschult wird die fokussierung auf einen einzelnen kleinen ausgeschnittenen bereich. und schon sind diese menschen "überqualifiziert", wenn sie in bereichen arbeiten möchten, die nicht ihrem "profil" entsprechen. bei einer unentgeltlichen tauschgesellschaft müssten die menschen flexibel sein können. ich glaube, dadurch würde der konkurrenzkampf ausarten.
wäre die gesamte landfläche dieses planeten in flächen eingeteilt für menschengruppen einer bestimmten größe - alles zu gleichen teilen und gleichen klimatischen und sonstigen bedingungen - wie würden die angrenzenden gemeinden mit misswirtschaft einer anderen gemeinde umgehen, wenn diese mittel erhalten möchten? würden die angrenzenden gemeinden fair bleiben (vorausgesetzt, dass sie untereinander fair wirtschaften)?
der hauptsächliche konflikt bei "keine zeit haben" liegt wahrscheinlich in unterschiedlichen wahrnehmungen und gewichtungen begründet.
person X besitzt die möglichkeit 24 stunden am tag ausschließlich für sich selbst zu haben, person Y besitzt unter anstrengung die möglichkeit 3 - 4 stunden (wie Andreas K. schilderte) für sich zu haben. während person X vieles erledigen kann, kann dies person Y nur in den 3 - 4 stunden erledigen. dafür bestehen nunmehr extra zeitmanagementkurse. wie man noch mehr aus noch weniger persönlicher zeit herausholen kann. dann die preisfrage: wann bricht person Y zusammen, wenn sie mit ihren 3 - 4 stunden täglich nach noch zur verfügung stehender möglichkeit allen anderen gerecht werden will? neben person/tätigkeit X auch noch A, B, C-.....Z?
was ist, wenn person Y autistisch ist und eigentlich die 3 - 4 stunden als zusätzliches schlafpensum benötigen würde?
wenn es zur eigenen lebensverantwortung gehören würde zu erkennen, dass berufliche verpflichtungen freiwillig sind, wie kann ein solcher mensch seine existenz/seinen safe sichern, wenn er seine beruflichen verpflichtungen aufgibt? wie kann er dies aus eigener kraft leisten, ohne von anderen abhängig zu sein?