Keine Zeit haben

Re: Keine Zeit haben

Beitragvon 55555 am Sonntag 5. Juli 2009, 18:22

Nach dem, was ich aus Kontakt und Kommunikation mit Menschen erkenne ist es ganz klar so, daß Aussteiger statistisch gesehen praktisch immer eine bewußte Entscheidung getroffen haben. Bei Menschen, die sich mehr oder weniger in der Massengesellschaft bewegen (man kann sich streiten in welchem Maß das auch auf Aussteiger zutrifft) habe ich so eine bewußte Entscheidung wesentlich seltener ausmachen können, oft aufgrund von Unwissen über Alternativen oder mangelnde Eigeninitiative bezüglich des Sich-Erschließens passenderer Lebenswege.
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Re: Keine Zeit haben

Beitragvon Bluna am Sonntag 5. Juli 2009, 21:56

Was für Statistiken (die du in deinem ersten Satz ansprichst)gibt es über dieses Thema?
Was verstehst du unter einer "Massengesellschaft"?

Das was du da schilderst ,ist mir viel zu allgemein gehalten,um mir etwas darunter vorstellen zu können.Du sprichst so,als ob du grosse Mengen von Menschen daraufhin befragt hättest,wie bewusst sie ihre Entscheidungen treffen.

Welches sind denn die Kreterien einer "bewussten "Entscheidung und welche die einer "unbewussten"?
 

Re: Keine Zeit haben

Beitragvon 55555 am Sonntag 5. Juli 2009, 23:14

Das was ich vorher schrieb verwies bereits auf meine persönliche Erfahrung, nicht auf externe Studien. "Statistisch" meinte dabei, daß es keine Aussage ist, die auf alle Angehörigen einer Gruppe bezogen ist, sondern auf die meisten.

"Massengesellschaft" zu definieren ist für mich im Moment schwer. Vielleicht wäre ein wesentliches Kriterium die vorherrschenden Werte einer tonangebenden Kultur zu teilen. Das hat aber recht viele Aspekte, denke ich und sprengt hier wohl auch das Thema.

Eine bewußte Entscheidung kann erfolgen, wenn bestimmte alternative Möglichkeiten in einem ernsthafteren Maße bekannt sind, durchdacht und abgewogen werden können. Da gibt es wohl eine fließende Grenze.
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Re: Keine Zeit haben

Beitragvon Hans am Dienstag 7. Juli 2009, 12:37

Nein ich bezeichne die Aussteiger nicht als tendenziell frustriert oder so,
nein es gibt davon welche,
ja es gibt aber auch andere die sind mehr als zufrieden,
die arbeiten viel im Garten, aber sind auch darüber hinaus fleißig und erfolgreich.
Man ist stolz darauf von Deutschland unabhängig (autark) zu leben.
Ich bin hier nicht zum Aussteigen, ich wollte nur auswintern und es hat sich was verzögert.
 

Re: Keine Zeit haben

Beitragvon Andreas K. am Mittwoch 12. August 2009, 01:19

Wer aus dem geregelten Normalleben bewußt aussteigt, trifft immer eine eigene Entscheidung. Etwas anderes sind freilich Menschen, die nie die Chance hatten, an der Gesellschaft -so unvollkommen sie auch ist- teilzuhaben. Dies sind z.B. SchulabbrecherInnen, Langzeitarbeitslose nach Krankheit,auch viele Behinderte. Sie haben sich ihre Sonderrolle nicht ausgesucht.
Wer einen konservativeren Lebensweg geht, hatte oft einfach Glück; konnte mit einer Norm mitgehen. Das heißt aber eben auch, daß dies für viele noch der einfachere Weg ist. Normen wirken performativ: Sie entfalten ihre Macht dadurch, daß sie angewandt werden. Insofern haben AussteigerInnen, sofern der Ausstieg freiwillig ist, häufig tatsächlich mehr reflektiert, da sie gegen Regeln anrennen mußten und wollten, denen die anderen schlicht folgten.
Es gibt aber auch den Fall, daß Menschen bewußt auf die geschriebenen Regeln/Gesetze zugehen, sich zumindest in einigen Lebensbereichen für sie entscheiden. Arbeitsverträge z.B. sind berechenbar und einklagbar, Schwarzarbeit klappt -auch wenn niemand erwischt wird- nur, solange psychisches Einverständnis zwischen beiden Seiten vorherrscht. Wenns ums Geld geht, bestimmt dann letztlich der Chef, wo es langgeht, der Rest ist eine Mischung aus Abzocke und Erpressung. Für meinen Teil bin ich im Alltag oft eher für die geschriebenen Normen-- nicht, weil das so sein müßte, sondern weil ich beides ausprobiert habe und die ungeschriebenen Normen der Alternativszene oft für genauso ungerecht halte. Wegen meiner Persönlichkeitsstruktur (autistische Züge) finde ich es ausdrücklich einfacher, mich an Geschriebenes zu halten und notfalls formale Instanzen (Gerichte) hinzuziehen zu können.
Echte Kollektivität und Solidarität ohne Konkurrenz und Hintergedanken sind in unserer Gesellschaft Ausnahmen. Kapitalismus wirkt, das Sein bestimmt das Bewußtsein. Von einer tatsächlich herrschaftsfreien, klassenlosen Ordnung sind wir leider um Generationen entfernt.
 

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