Gibt es objektive Schönheit?

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Isabella am Freitag 24. April 2009, 01:09

55555 hat geschrieben:Gibt es eine artbedingte Objektivität oder würde es sich dabei eher um eine artspezifische statistisch signifikante "gruppensubjektive" Neigung handeln? Aufgerissene Kückenschnäbel werden vermutlich auf Fische nicht so wirken wie auf Vögel der jeweiligen Art.

Dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit allein der Vorgang der Nahrungsaufnahme (gruppen- und artübergreifend) objektiv schön. Damit ist jetzt nicht das Zuschauen von einem Wesen gemeint, sondern der Prozess selbst. Entgegen dazu ist die Wahrnehmung von Licht- und Wärmeenergie sicherlich für Fisch, Maulwurf und Zebra verschieden. Im Grunde ist doch das Objektive etwas, was mir von aussen gezeigt wird, während das Subjektive eine Antwort meiner selbst darauf ist.
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon 55555 am Freitag 24. April 2009, 10:19

Unter Objektivität stelle ich mir eher etwas vor, das einem Objekt als Eigenschaft eigen ist und nicht das, was aus dessen Wahrnehmung durch Subjekte resultiert. Beobachtbare Zusammenhänge wären dann objektiv. Nun kann man sich sicher fragen, welche Zusammenhänge ohne Betrachter so stattfinden, wie ohne Betrachter. Man weiß es nicht, dazu gibt es ja auch physikalische Experimente, deren Ergebnisse dem heute üblichen Alltagsverstand widersprechen. Aber ich sehe schon einen gewisse Unterschied einerseits zwischen Situationen, in welchen ein Subjekt Vorgänge beobachtet und andererseits Situationen, in denen es offensichtlich ist, daß das beobachtende Subjekt selbst es ist, welches erst den vermeintlich objektiven Vorgang in sich gestaltet und interpretiert.

Eine Nudelmasse ist nicht objektiv in Spaghettiform, nur weil unsere einzige Nudelpresse immer Spaghetti erzeugt.
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Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Bluna am Freitag 24. April 2009, 14:05

Wenn jemand einen Baum sieht,so reagiert sein denken auf seine Beobachtung;zu dem Gegenstande tritt ein ideelles Gegenstück hinzu,und er betrachtet den Gegenstand und das ideelle Gegenstück als zusammengehörig.Wenn der Gegenstand aus seinem Beobachtungsfelde verschwindet,so bleibt nur das Ideelle Gegenstück davon zurück.Das letztere ist der Begriff des Gegenstandes.
Das menschliche Bewustsein ist der Schauplatz,wo Begriff und Beobachtung einander begegnen.
Insoferne der Mensch einen Gegenstand beobachtet,erscheint ihm dieser als gegebenEr betrachtet den Gegenstand als Objekt,sich selbst als denkendes Subjekt.
(R.Steiner,Die Philosophie der Freiheit)
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Isabella am Freitag 24. April 2009, 23:49

55555 hat geschrieben:Zitat eines Designprofessors:
Auch ein objektiv schöner Gegenstand, der den Geschmack der Konsumenten überfordert, kann ein hässliches Produkt sein.

Quelle

Man kann es drehen wie man will, am Ende ist dann doch wieder alles nur subjektiv. Also kann es Objektivität garnicht geben. Hans hat recht. Und der Designprofessor hat sich beim Formulieren seines Satzes vertan. Was nicht weiter schwer ist, da Formulierungen wie "objektiv betrachtet", oder "objektiv schön" zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören. Eine Begrifflichkeit, die sich der Mensch ausgedacht hat - ich vermute mal - um das Gegenstück zur subjektiven Wahrnehmung einer einzelnen Person zu bezeichnen.
Ich verstehe schon, was damit gemeint ist, daß es in Bezug auf die nicht existente Objektivität also keine Wahrheit geben. Dem entgegen wird in der Mathematik mit diesem Begriff gearbeitet: "Dieser Satz ist wahr". Vielleicht kann man sich darauf einigen, daß Wahrheit je nach Zusammenhang verschiedene Bedeutungen besitzt.
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon 55555 am Samstag 25. April 2009, 11:43

Ich denke schon, daß es Objektivität gibt. Festzustellen, daß man in die Nudelmasse Mehl reingetan hat ist nicht nur subjektiv.
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Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Bluna am Sonntag 26. April 2009, 21:52

Ich glaube,dass die Mathematik der Beweis ist,dass es Objektivität gibt.
Obwohl die Menschen zwar immer nur einen subjektiven Zugang darauf haben,bleibt nichts übrig als zuzugeben,dass egal wieviele und wie auch immer geartete Menschen, zu demselben Ergebnis gelangen werden,dass eins plus eins zwei ergibt.Die Mathematik entzieht sich somit einer subjektiven Interpretation.
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon azrael am Sonntag 26. April 2009, 23:47

wenn den mathematischen werten andere inhalte zugeschrieben werden, ist eins plus eins unter umständen nicht mehr zwei. ähnlich wie die zeitrechnung aktuell auf dem planeten unterschiedlich ist und früher auch schon sehr unterschiedlich war. nicht für alle völker gilt beispielsweise das aktuelle europäische jahr und frühere jahre maßen auch nicht 365 tage.
mathematik ist willkürlich und ist nur "rein" in seinem eigenen erschaffenen system, meiner meinung nach.
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon 55555 am Montag 27. April 2009, 12:31

Mathematik ist nur so eindeutig, weil sie ein System von Definitionen ist.
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Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Bluna am Montag 27. April 2009, 13:45

Vielleicht drücke ich mich auch einfach nur falsch aus.
Warum können dann Tiere zählen?
Warum gibt es Menschen,die mit einer natürlichen Begabung für meinetwegen Primzahlen auf die Welt kommen,die von den eigentlichen Definitionen noch nie was gehört haben und warum kommen sie alle zu den selben Ergebnissen?
Warum lassen sich mit mathematischen Berechnungen Sternenkonstellationen erstellen und anhand von Beobachtungen verfizieren?
Es muß doch jenseits der Begrifflichkeit eine Entsprechung dafür geben.
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon azrael am Montag 27. April 2009, 23:38

bezüglich zählen muss es eventuell genauer differenziert werden. vielleicht ist es ein gefühl dafür, welche menge an einzeldingen ein individuum wahrnehmen kann. meine kanarienvögel besaßen in der regel 3 - 5 eier pro gelege. bei nur noch zwei eiern waren sie unruhig und suchten. wenn andere vögel ihre eier stahlen, gaben sie bald das gelege auf. dabei machte es keinen unterschied, ob sie ihre eigenen eier bebrüteten, kunsteier oder eier anderer vögel. hauptsache die menge stimmte.

bei den wachteln, die massenhaft eier legten, versuchten sie sie zwar alle irgendwie zusammenzuhalten, doch ab 12 - 20 verließ sie lust an der obhut oder sonstwas. alles was nicht mehr unter ihre körper passte, war zu viel und das gesamte überstieg dann wohl ihre fähigkeiten bzw. überforderte sie.

tauben erkannten erstaunlich gut, dass sie fremde eier im nest hatten.

(irgendwie vom thema abgedriftet)
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Isabella am Dienstag 28. April 2009, 03:06

azrael hat geschrieben:bezüglich zählen muss es eventuell genauer differenziert werden. ...(irgendwie vom thema abgedriftet)

Nein, überhaupt nicht. Ich bin ja absoluter Fan von solchen Beträgen Deinerseits, wie Du weißt. Gerade habe ich mir mal wieder über folgendes Gedanken gemacht: Die Bibel und überhaupt alle Religionen sind von Menschen geschrieben und erschaffen; ein Gott wurde von Menschen erschaffen, und alles was da rein gelegt wird, ist vom Gedankengut des Menschen - es ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, wie man an so etwas glauben kann. Ich bin nicht wirklich ein Befürworter von Feuerbach, aber ich meine es durchaus ähnlich.
Und dann kommst Du mit einer Be- oder Umschreibung, die etwas ganz anderes umkreist, was man nicht sofort in Definition bringen könnte. Es ging zwar um die Fähigkeit von Tieren, zählen zu können, aber auch darüber hinaus. Vielleicht denkt der Vogel: "subjektiv betrachtet habe ich ein buntes Osterei im Nest, aber objektiv betrachtet stimmt die Anzahl"?
Dennoch beharre ich darauf, daß uns nicht etwa im Semantischen was fehlt, sondern daß es für uns Menschen als schöpferisch denkende Wesen schlicht und ergreifend keine Objektivität geben kann.
 

Re: Gibt es objektive Schönheit?

Beitragvon Bluna am Dienstag 28. April 2009, 08:15

Sobald das Denken oder die Wahrnehmung ins Spiel kommen ist es natürlich mit Der Objektivität vorbei.ES ging aber,wenn ich es recht verstanden habe,nicht darum,ob es eine objektive Wahrnehmung gibt,sondern,darum,ob es Objektivität an sich gibt.
Wenn zwei Leute vor einem Nest mit einer bestimmten Anzahl von Eiern stehen,sagen wir es ist die Anzahl x und der eine sagt,das sind zwei Eier und der andere sagt,nein,das sind drei Eier,dann ändaert sich doch deswegen nichts an der Anzahl der Eier.
Ich denke Objektivität ist das ,worauf das Denken und die Wahrnehmung keinen Einfluß haben.
 

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