Hier werden einige Grundlagen zu Autismus behandelt. (Zugang unten oder über das Menü rechts)
Was ist das eigentlich für ein Name? Taugt er zur Selbstbeschreibung?
Das aus dem medizinischen Bereich stammende Wort "Autismus" leitet sich vom griechischen "autos" ab, was soviel wie "selbst", "für sich" oder "allein" bedeutet.
Dieselbe Wortwurzel findet sich in den Begriffen "Autonomie" (autos = selbst; nomos = Gesetz) und "Automobil" (autos = selbst; mobilis = beweglich). "Autonymität" als Gegenteil der Anonymität bezeichnet die Eigenschaft etwas unter dem tatsächlichen Namen zu tun (autos = selbst und onyma = Name statt an = nicht und onyma = Name). Wer "autochton" ist, der ist alteingesessen und bodenständig (autos = unmittelbar; chthon = Erdboden, Heimat).
Die Begabung zu Selbstbesinnung kann durchaus positiv gesehen werden. Zumal innerhalb einer Gesellschaft, deren Glieder häufig darunter leiden, sich selbst zu verlieren. Der Begriff "Autismus" ist in seiner etymologischen Natur also durchaus flexibel und besitzt regelrecht spirituelle Dimensionen. Ein Kompliment. Lediglich das noch vorherrschende Klischee dazu ist in Teilen ziemlich ärgerlich.
Sich Autist nennen - im Prinzip kein Problem.
Ein deutsches Sprichwort sagt: "Unter den Blinden ist der Einäugige König!" Aber dieses Sprichwort stimmt nicht: "Unter den Blinden kommt der Einäugige ins Irrenhaus!"Heinz von Foerster
Naja, ein einheitliches Klischee gibt es natürlich nicht, da Klischees üblicherweise keinen klar zentralen Ursprung besitzen. Dennoch gibt es wohl eine Hauptströmung:
Autisten denken nur an sich und das auf eine gemeinschaftsschädliche Weise. Sie beuten Mitmenschen aus, gehen rücksichtslos vor. Autisten sind unser aller Feinde, diejenigen die von nachhaltigem wirtschaften noch nie gehört haben. Das jedenfalls muß z.B. das Autismus-Bild der Organisation Post-autistische Ökonomie sein, die sich auch nach Hinweisen auf ihren diskriminierenden Namen nicht bereit zeigt diesen zu ändern:
"Die post-autistische Ökonomie ist eine im Jahr 2000 in Frankreich entstandene Bewegung von Ökonomie-Studenten, die mit der ökonomischen Lehrmeinung unzufrieden sind, da diese zu selbstbezogen, praxisfern und wirklichkeitsfremd sei."
Autismus: Selbstbezogen, praxisfern, wirklichkeitsfremd.
In der politischen Praxis taucht Autismus als Schimpfwort auf, mit dem man sich gerne auch mal gegenseitig bezichtigt realitätsfern zu sein. Da wo jemand, der nicht aufbrausend auftritt schlecht als "emotional" abgekanzelt werden kann, muß dann halt das Autismusklischee herhalten.
Aber sind Autisten nicht tatsächlich so? Wen es interessiert, der darf gerne auf den anderen Seiten weiterlesen.
Hier wird nun zunächst ein bisher gut gehütetes Geheimnis gelüftet: Autisten sind Menschen wie alle anderen auch.
Ab und zu werden wir darauf hingewiesen, daß wir angeblich eine Interessenvertretung von Autisten seien, aber nicht klar sei, wie wir Autismus überhaupt definieren würden. In der Tat findet sich auf dieser Site seit jeher keine Autismusdefinition.
Die pathologisierenden, defizitorientierten Definitionen taugen nicht nur wegen in ihnen vorhandenen letztlich willkürlichen kulturellen Wertungen nicht, sie führen oft auch noch angebliche Symptome auf, die gar nicht auf Autismus zurückgehen, sondern Zeichen allgemeinmenschlicher psychischer Dauerüberlastung sind. Aufgrund der bis heute noch oft sehr widrigen vermeidbaren Lebensumstände von Autisten sind wir ungewöhnlich oft in solchen Zuständen und zeigen daher auch öfter solche Verhaltensweisen. Diese gewisse Überlappung stellt jedoch lediglich einen statistischen Effekt dar. Andererseits meinen wir, wenn wir von Autisten sprechen, durchaus die Gruppe Menschen, die die Medizin mittels dieses Begriffs im Blick hat. Uns ist jedoch keine formale Definition bekannt, die wir für ausreichend treffend halten, weswegen wir auch so ehrlich sind keine solche Definition zu vertreten.
Auch von Seite der "Experten" gab es schon immer Zweifel an der Treffgenauigkeit der eigenen Ansätze:
Es ist zwar berechtigt und notwendig, wie KANNER es tut, im Rahmen einer naturwissenschaftlich-biologischen Krankheitslehre die Phänomene autistischen Lebens zu Symptomen zu reduzieren und hinter diesen Symptomen "Grundstörungen", also Funktionsstörungen innerhalb des Naturobjektes Mensch zu suchen. Autismus wird dadurch definiert als klinisches Syndrom. Man muß aber auch sehen, daß sich einer solchen Betrachtungsweise das Wesen des Autismus als spezifische Abwandlung menschlichen Daseins verschließt.
[...]
Das gleiche Vorgehen ist bei ASPERGER zu beobachten.
[...]
Angesichts dieser Situation ist der Einwand FRIEDMANNs naheliegend, daß für diese beschriebenen Kinder der Begriff "autistisch", so wie er von der Psychopathologie der Erwachsenen her überlicherweise verwendet werde, vielleicht gar nicht angebracht sei. Zwar sieht man wie ZUTT hervorhob, angesichts der ausgezeichneten klinischen Schilderungen ASPERGERs die beschriebenen Patienten plastisch vor sich und erinnert sich ähnlicher Fälle, aber das, was nun eigentlich autistisch bei ihnen ist, was ihre Daseinsentfaltung als eine autistische kennzeichnet, scheint doch nicht mit befriedigender Schärfe herausgearbeitet zu sein.
Autismus ist ein faktisch vorhandener menschlicher Archetyp, der jedoch trotz seiner Faktizität schwer greifbar ist. Nichtautisten wissen nicht, wie sich Autisten fühlen. Autisten wissen nicht wie sich Nichtautisten fühlen. Daraus resultiert schon eine gewisse Schwierigkeit: Wer soll vergleichen, was so grundlegend verschieden zu sein scheint?
Wir Autisten stellen immer wieder fest, daß die Zuschreibungen von Nichtautisten in Bezug auf Autisten bei genauerer Betrachtung und vor allem mit wachsendem Einblick in die tatsächlichen Gegebenheiten in immer wieder verblüffender Weise viel mehr auf durchschnittliche Nichtautisten selbst zutreffen. Wie kommt das? Eine negative Projektion der eigenen selbst nicht erfüllten Werte in das Fremde?
Hier zur Diskussion der Versuch einer kindgerechten Einordnung zur Frage "Was ist Autismus":
Autisten haben schärfere Sinne, sie sehen mehr, hören mehr und so weiter. Aber diese Welt ist für Menschen eingerichtet, die stumpfere Sinne haben. Das ist so als würde irgendjemand fast nur mit Menschen leben, die ziemlich schwerhörig sind und alles ganz laut bereden und Musik und den Fernseher ganz laut aufdrehen, so daß es demjenigen in den Ohren wehtut. In dieser Welt wären auch alle Autos unheimlich laut und genauso viele andere Sachen, weil die meisten Menschen das nicht stört. Deswegen ist auch das Leben als Autist in dieser Welt voller Nichtautisten oft noch ziemlich anstrengend. Manche Autisten sprechen deswegen gar nicht.Die meisten Nichtautisten sehen nur, daß es Probleme macht, wenn wir uns ständig gestört fühlen und sehen nicht, wie viel mehr wir von der Welt sehen, daß wir manches intensiver erleben als sie und oft auch Dinge erkennen, die sie nicht erkennen. So wie Schwerhörige nicht alle Einzelheiten in einem Musikstück hören.
Aber das ist nicht das Einzige, was Autismus ist. Einige Beispiele von Beobachtungen:
Nichtautisten richten ihr Leben meist darauf aus Verbündete zu haben. Das ist ihnen an Wichtigsten um sich wohl zu fühlen. Autisten hingegen richten ihr Leben meist darauf aus, was richtig zu sein scheint. Das ruft im Alltag sehr große Unterschiede hervor. Nichtautisten lügen praktisch jeden Tag, weil für sie wichtig ist Menschen an sich zu binden oder zumindest keine Feinde zu haben. Viele Autisten können hingegen gar nicht lügen, weil das ihr gesamtes Denken auf den Kopf stellen würde.
Die Menschen sind verschieden und das ist gut so. Manchmal sind viele Menschen der Meinung, daß die eine oder andere Gruppe minderwertiger ist. Vielleicht hängt das mit dem Rudeldenken (Gruppendenken, das nicht ohne Rangordnung auskommt) der Nichtautisten zusammen, denn in einem Rudel gibt es oft Kämpfe darum wer besser als jemand anderes ist. Die Nichtautisten brauchen uns, aber viele sind sich darüber nicht klar. Eine autistische Professorin aus dem USA hat mal geschrieben, daß ihrer Meinung nach die Menschen noch in Höhlen leben würden, wenn es keine Autisten geben würde, die Dinge ausdauernd weiterdenken.
1. Utopist: Da wo die Themen der Utopisten mit Small-Talkern geteilt werden, kommen sie miteinander klar. Wo das Interesse des Utopisten ist, da kann er mündlich gut referieren und auch diskutieren. Aber ihm liegt dann oft eher das schriftliche, wobei er sich möglicherweise dessen nicht immer so bewußt ist, da etliche wohl nicht so einfach erfassen, daß das eine mündlich gut geht und in anderen Bereichen dies nicht möglich ist. Der Utopist will etwas verbessern, sein Alltagsleben tritt für ihn darüber eher in den Hintergrund, Gerechtigkeit ist für ihn wichtig. Wo der Diamant eher neutral und abwägend ist, da vertritt der Utopist aber parteiische Vorstellungen.
2. Diamant: Introvertiert, scheu, positives Menschenbild, das sich idR mit zunehmender Lebenserfahrung deutlich eintrübt, klare innere Ordnung?, besonders sachbezogen, neigt dazu sich in Interaktion mit anderen gleichrangig mit diesen "von außen" zu betrachten, kommt meist nicht auf die Idee sich z.B. von Kritik persönlich angegriffen zu fühlen
3. Small-Talk-Autie (beliebte Selbstbezeichnung häufig "Aspie"): Viele moderat ausgeprägte NA-Eigenschaften inklusive Rudelverhalten, aber auch autistentypische Teilhabeschwierigkeiten und spürbar geringere Komplexität von typischen NA-Lebenslügenskonstruktionen, vermehrt in Vor-Ort-SHGn zu finden = mündliche Kommunikation wird schriftlicher Kommunikation oft freiwillig vorgezogen, oft fröhliches Naturell, "Gemütlichkeit" wichtiger als Korrektheit, Abgrenzung von Gruppen dieser Sorte Autist nach außen auch durch Intrigen und Gemeinheiten, Tendenz zum Nerd?
4. Graphit: Innere Selbstbild-Unsicherheit kann aggressive "verteidigende" Reaktionen hervorbringen, fühlt sich schnell angegriffen und beleidigt
Strebt "Harmonie" auf persönlicher Ebene an? Zeigt teils deutlich taktisches Verhalten mit diesem Ziel, Wahrheit wird auch als wichtig empfunden, "trägt" aber emotional nicht das ganze Dasein, innere Ordnung weist Uneinheitlichkeiten auf (Bröckchen statt einheitliche Kristallstruktur)
Zieht schriftliche Kommunikation tendenziell vor, oft belastet von mündlicher Kommunikation, Sinneswahrnehmung nicht weniger sensibel als bei "Diamanten", Tendenz zur Identifikation mit dem Körper?
Das Autismus-Schizophrenie-SpektrumZur Zeit verbreitete Autismusspektumsmodelle gehen davon aus, daß jeder Mensch die Eigenschaft "Autismus" aufweist. Jedoch in verschiedener Intensität. Bei genauerer ganzheitlicher Betrachtung der gesunden menschlichen Neurodiversität fällt jedoch auf, daß dieses Modell ein Fragment geblieben ist.
Aktive Schizophrenie ist eine Art Gegenpol von Autismus. Autisten fassen relativ direkt auf. Nichtautisten interpretieren mehr und liegen dabei auch im Umgang untereinander erstaunlich oft daneben. "Schizophrene" interpretieren in den entsprechenden Phasen soviel, daß es selbst durchschnittlichen Nichtautisten wahnhaft vorkommt. Weil den durchschnittlichen Nichtautisten die schizophrene Empathie genauso fehlt, wie den Autisten die durchschnittlich nichtautistische Empathie. Denn Empathie ist die Übertragung des eigenen Wesens auf andere Menschen um diesen besser zu verstehen. Die dabei aus typischerweise recht oberflächlicher durchschnittlich nichtautistischer Perspektive besonders auffällige Autisten und "Schizophrene" sind solche, die sich in einer Krisensituation befinden.
Dafür gibt es auch Indizien, die man wissenschaftlichen Forschungsergebnissen entnehmen kann, die jedoch stets wegen verbreiteter ideologisch willkürlicher Grundannahmen, übertriebener Schlußfolgerungen, etc. mit großer Vorsicht zu genießen sind.
Die Uniklinik Giessen (Prof. Frith) gab beispielsweise vor einigen Jahren bekannt, man habe bei Beobachtungen von Gehirnen beim »Mentalizing«, der mentalen Reaktion auf die Umwelt, in den dabei als aktiv erkannten Hirnarealen bei Autisten eine unterdurchschnittliche Aktivität, bei "Schizophrenen" aber eine überdurchschnittliche Aktivität ausgemacht.
Andere Forscher ließen verlauten man habe festgestellt Autisten würden überdurchschnittlich viele Synapsen im Gehirn aufweisen, "Schizophrene" jedoch eine unterdurchschnittliche Anzahl.Wie auch immer man diese Angaben im Detail deuten will: Durchschnittlicher Nichtautismus wäre somit aus autistischer Perspektive eine verbreitete Form der Schizophrenie.
Sich gegenseitig wenig verstehende Sprachgruppen innerhalb einer Gesellschaft neigen unter bestimmten Umständen dazu, einander mißtrauisch zu belauern. Sprachgruppen? Ja, Autisten gewichten aufgrund ihrer charakterlichen Veranlagung Sprache anders, messen dem verbalen Sprachanteil größere Bedeutung zu, als es Nichtautisten (NA) gemeinhin tun.
Letztere verständigen sich gerne zu großen Teilen über andeutende Signale des Körpers, der Stimmlage, etc. Überwiegend verbale Kommunikation (wie z.B. rein schriftliche über das Internet) erscheint ihnen daher karg und unattraktiv. Autisten tendieren oft dazu, eine weit lässigere Beziehung zu ihrem Körper zu haben, ihn mehr als Werkzeug zu betrachten, denn als Teil ihrer eigenen Person oder gar schlichthin als sich selbst.
Essentiell für die Entstehung von Mißverständnissen ist Ahnungslosigkeit über vorhandene Unterschiede. In manchen Regionen der Erde gilt Kopfschütteln als Bejahung und Kopfnicken als Ablehnung. Wenn ein Angehöriger der Bevölkerungsminderheit der Autisten sich nun gemäß seiner Veranlagung überwiegend verbal ausdrückt, seinen Körper jedoch dabei nicht anspannt und bewegt, wie es NA gerne tun, ergibt sich daraus wahrscheinlich der Eindruck bei einem NA, daß diese Signale die Gefühlslage des Gegenübers transportieren.
Daher wirkt der Autist im System der nichtautistischen Sprache teilnahmslos, desinteressiert, schwach, depressiv, tot, etc. Kaum ein NA wird auf den Gedanken kommen, daß der Autist schlichtweg rar mit seinem Körper kommuniziert, da NA wissen, daß diese Körpersprache bei ihnen selbst zu gewichtigen Teile unbewußt zum Ausdruck kommt. Daher auch die vielen Bücher und Kurse über Körpersprache. Die kaufen ja nicht nur Autisten, sondern vor allem NA, die lernen möchten auch per Körpersprache lügen zu können.
Somit wäre es für einen NA aufgrund seines Selbsterlebens völlig abwegig von einer grundlegend anderen Kommunikationsveranlagung auszugehen, die nicht erlernt ist, sondern Teil des Charakters einer Person. Hier versagt dem NA seine Emphatie, die nur dann funktioniert, wenn Ähnlichkeiten zwischen eigenem Welterleben und demjenigen von Mitmenschen ausgemacht werden. Autisten jedoch befinden sich meist rein aufgrund ihrer Minderheitenrolle in der Lage ihre natürliche Emphatie nur eingeschränkt anwenden zu können. Wären die Mehrheitsverhältnisse anders - wer will nicht behaupten, daß NA statt Autisten sich ihrerseits als Aliens erleben würden.
Da viele Menschen gesunderweise dazu neigen sich mitsamt ihren Charaktereigenschaften positiv zu werten, tendieren nun auf Grundlage solcher Mißverständnisse nicht wenige NA dazu, nach Kenntnisname der für sie im Grunde undenkbaren Andersartigkeit ebendiese defizitorientiert anhand ihrer Abweichungen zu bedauern:
"Aber mir schmeckt Sauerkraut mit Bratensoße so gut! Daß du daran keine Freude hast, tut mir sooooo leid. Du mußt krank sein! Du weiß gar nicht, was dir entgeht! Laß dir doch helfen!"
Die Arroganz der Mehrheit ist bekannt für ihre Neigung, Minderheiten auszugrenzen. Was für selbstgewählte Minderheiten ein Teil gegenseitigen Konformitätsdrucks z.B. in Generationskonflikten sein kann, ist für Angehörige von unfreiwilligen Minderheiten rasch eine grundlegend traumatisiernde Erfahrung. Der Konformitätsdruck richtet sich nicht gegen freie Überzeugungen, sondern gegen die eigene unumstößlich so seiende Natur, den Menschen an sich.
Die Mehrheit braucht Minderheiten anscheinend existentiell, um sich selbst zu definieren und mißbraucht sie zu diesem Zweck in menschenverachtender Weise. Als Alternative zur sinnstiftenden Wirkung von inneren und äußeren "Anderen" kommen auch Ideale kaum in Betracht, da eben solche Ideale Anderartigkeit erst kenntlich machen.
Solcherlei Ausgrenzung verursacht in der Folge gravierende Schäden wie Kriegskosten auf zwischenstaatlicher Ebene oder menschenunwürdige Lebensbedingungen und Chancenungleichheit von Angehörigen ausgegrenzter Minderheiten auf ziviler Ebene.
Da andererseits Ausgrenzung dieser Art nicht zu den christlichen Wurzeln unserer modernen Ethik passt, werden mittlerweile andererseits große Summen aufgewandt, um die Folgen der Ausgrenzungen zu beseitigen. Da jedoch viele Angehörige der Mehrheit, wie auch der sich untereinander nicht vertrauten Einzelminderheiten die Diskriminierungen als völlig selbstverständlich schlichtweg nicht mehr wahrnehmen, passiert nun etwas Verblüffendes:
Die in vielen Fällen noch durch völlig ineffiziente Strukturen und Korruption gesteigerten Kosten zur wenigstens teilweisen Beseitigung von Ausgrenzung werden als in der Ursache von den Minderheiten selbst zu verantworten gesehen. Die Kosten der Polizei werden den Verbrechensopfern zugerechnet. "Warum läßt du dich auch verprügeln und machst deswegen ein teures Verfahren notwendig." Diese Logik funktioniert nur, wenn die arrogante Mehrheit sich selbst nicht von einem Unrecht betroffen weiß und somit ihre Emphatie in Bezug auf Minderheiten ohne Bezug zu ihrem Ego kaltstellen kann.
Integration hat zwei Seiten:
Version 1 klingt für die meisten Ohren vermutlich absurd. Wenn derartiges passieren würde, wäre der Aufschrei vermutlich groß.
Für Autisten jedoch ist Version 1 bis heute der Normalfall.
Doch im Grundgesetz steht:
Art. 3[...]
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Blabla, mögen nicht wenige Leser denken. Zu offensichtlich scheint der Eindruck von vielfältigen Unfähigkeiten bei Autisten. Zu wenig bekannt die Tatsache, daß Autisten untereinander durchaus Emphatie empfinden und in einem System feinsinnig miteinander zu kommunizieren in der Lage sind, das NA ihrerseits zumindest teilweise nicht erfassen. Das was die Mehrheit nicht sieht, nicht fühlt, kann sie nicht berücksichtigen. Die unfreiwillige Minderheit ohne eigene starke Kultur hingegen bemüht sich um Anpassung selbst gegen ihre Veranlagung und somit gegen ihre Gesundheit, weswegen sie unter solchen höchst widrigem Umständen irrtümlich wenig lebensfähig erscheint. Sie ist verloren in einer andersartigen Umgebung, oft gar andersartigen Eltern oder Freunden ausgesetzt, deren teilweise Zuneigung mit laufenden Diskriminierungen und Herabsetzungen verbunden ist, die nicht bereit oder fähig sind auch nur ansatzweise dem erforderlichen Maß nahekommendes Verstehenwollen aufzubringen. Übrig bleiben gegenseitige Befremdungen, die die Minderheit zermürben und der Eindruck der Mehrheit, daß die Minderheit ohne Unterstützung nicht lebensfähig wäre. Dabei wird ganz selbstverständlich davon ausgegangen, was die Mehrheit sich an Normen geschaffen hat und vergessen, daß die Minderheit als Gestalter einer Mehrheitskultur selbstverständlich ihre eigenen Bedürfnisse berücksichtigt hätte, weswegen Barrieren und Schranken des Alltags wiederum tatsächlich vor allem auf die Minderheitenrolle zurückzuführen sind, nicht auf deren Eigenschaften, die Stärken und Schwächen relativ zur Mehrheit umfasst.
Weithin scheint noch das Bild von Autisten als Golem vorzuherrschen, als unfertigem, unvollkommenen Nichtautisten, der nur durch aufwändige Therapien und viel Mühe wenigstens halbwegs wie ein richtiger Mensch werden kann, wobei Menschlichkeit dem groben durchschnittlichen Charakterbild des Nichtautisten zugeordnet wird. Am nichtautistischen Wesen soll quasi die Welt genesen - nichts Neues unter der Sonne also.
Vielleicht wäre Andersens hässliches Entlein auch therapiert und operiert worden, um wenigstens halbwegs ein richtiges Entlein zu werden. Wenn die anderen Enten nicht einfach nur befremdet und auf der Suche nach ihrer Gruppenidentität gewesen wären, sondern auch mit einem scheinbar humanen Ansatz dem hässlichen Entlein hätten helfen wollen glücklicher zu werden, wie es heute unter den Menschen oft mit unfreiwilligen Minderheiten geschieht.
Glück hat das hässliche Entlein gehabt, daß zu seiner Zeit die Entenheit nicht dahin gelangt war, wo die Menschheit heute noch weitgehend ist. Denn nur ein relativ unbehelligter und nicht durch Dressur gehirngewaschener Schwan ist in der Lage irgendwann zu entdecken, wohin er gehört, wo er richtig ist.
Menschen wollen menschlich behandelt werden. Wenn das nicht der Fall ist, neigen sie dazu es sich einzubilden. Eine besondere Beziehung besteht dabei logischerweise stets zu Personen, die in das eigene Leben hineinwirken. Das gilt unter Umständen auch für solche, die eigentlich etwas mit uns machen, das uns nicht zusagt. Seien es Geiselnehmer, hoffnungslos rückschrittliche Therapeuten oder Eltern.
Außenstehenden, denen lediglich deren Übergriffe berichtet werden, bleibt verborgen, daß auch der größte Verbrecher menschliche Seiten besitzt, die vielleicht sogar hier und da symphatisch sind. Das Verbrechensopfer ist dem Täter in einer bestimmten Klasse von Fällen menschlich nah, sucht Sicherheit und menschliche Bezugspersonen.
Diskriminierung unfreiwilliger Minderheiten im Alltag ist aufgrund ihrer häufig lebenslangen Dauer ein schweres Verbrechen. Wer kann es aus sich heraus schaffen, ein bedeutenderes Maß von Grausamkeiten an sich selbst zu ertragen ohne das Grauen zu verdrängen, zu verharmlosen? Dazu braucht es stabile menschliche Bezugspunkte, die viele Autisten nicht haben.
Autisten sind als bis heute stark diskriminierte Minderheit häufig am Stockholm-Syndrom erkrankt, was diese einzelnen Autisten daran hindert ihre Interessen sinnvoll zu vertreten oder auch nur halbwegs zu erkennen, welchem breiten Unrecht sie ausgesetzt sind. Symptom ist eine auffällige Häufung von Standpunkten unter Autisten, wonach doch eigentlich alles ganz gut wäre wie es ist. Sicher, alles kann noch schlimmer sein. Wer mit glühenden Eisen gefoltert wird, der hat es noch relativ gut, schließlich könnte es schlimmer sein. Der Sklave hat Angst vor der Abschaffung der Sklaverei, der Unsicherheit des Verlassens der gewohnten Rolle. Diese Sklaven gab es damals tatsächlich, sie sind keine Erfindung. Auch sie waren erkrankt am später so benannten und beschriebenen Stockholm-Syndrom einer tendentiell eher weiten Definition, die auch sehr langfristig erworbene Verbrechenstraumata einschließt.
Dieses treibt auch über aktives Eintreten gegen Rechte und Barrierefreiheit für die eigene Minderheit hinaus hochgradig absurde Blüten, etwa wenn Autisten selbst sogar Morde an anderen Autisten durch deren eigene Eltern in ihrer Verwerflichkeit relativieren, indem Verständnis für sie geäußert wird. Es sei ja schon schwer mit "uns Autisten". Diese Symptomatik trifft man auch bei anderen Personen an, die gemeinhin als menschlicher Abfall betrachtet werden und nur euphemistisch anders bezeichnet werden: "Das enteignete Bewußtsein plappert die Argumente der Heimleitung nach ..." Der Sklave rügt seinen Mitsklaven, welcher ungehorsam gegenüber dem Besitzer war und teilt ihm mit, daß seine Bestrafung durch 40 Peitschenhiebe völlig gerechtfertigt gewesen sei. Verkehrte Welt. Kranke Seelen.
Damit muß Schluß sein.
Am Stockholm-Syndrom erkrankte Autisten können für die Dauer ihrer Unpässlichkeit keine verantwortliche Betätigung in der Interessenvertretung von Autisten ausüben. Dafür bitten wir um Verständnis. Helfende Tätigkeiten an diese zu vergeben, ist jedoch möglich. Bei der Suche nach geeigneten Psychologen ist die ESH diesen Autisten aber jederzeit gerne behilflich.
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Autisten werden etliche Eigenschaften zugeschrieben, die sich bei genauerem Einblick nicht nur als sehr fragwürdig herausstellen können, sondern sich kurioserweise immer wieder als Punkte herausstellen, die im Vergleich mit Autisten eher auf durchschnittliche Nichtautisten (NA) zutreffen würden. Dies mag auf viele zunächst völlig absurd erscheinen, die gedankliche Zwangsläufigkeit ist nach entsprechender realistischer Beschäftigung mit diesen Punkten jedoch oft bemerkenswert.
Zuschreibungen und Wirklichkeit
Ein Kernpunkt der Pathologisierung von Autisten ist eine angeblich geringere soziale Kompetenz. Hier stellt sich zunächst die Frage, was man sinnvollerweise unter sozialer Kompetenz verstehen kann. Geht es um das Beherrschen einer Sprache? Es hat nicht den Anschein als würden heutige Nichtautisten gemäß einem "Barbaren"-Verständnis (Barbar = jemand, der nicht die eigene Sprache spricht und den man deswegen nicht versteht, sondern nur "bar bar bar") andere Nichtautisten in dieser Weise einordnen. Das würde nicht zur "globalisierten" Welt schneller Transport- und Kommunikationsmittel passen. Der Kontakt ist zu einfach um solche Angrenzungen gesellschaftlich aufrechthalten zu können. Und auch erhebliche kulturelle Unterschiede werden heute respektiert, zumindest wenn eine Region gesellschaftlich halbwegs breit verteilten materiellen Reichtum aufweist.
Kontakt mit Angehörigen anderer Kulturen ist heute leicht möglich, bei Autisten sieht das noch weitgehend anders aus, auch wenn sich in manchen Ecken des Internets solche Möglichkeiten anbieten. Diese Möglichkeiten sind jedoch noch weithin unbekannt, was ihre faktische Erreichbarkeit insofern noch sehr limitiert. Wenn Autisten sich in allgemeinen Internetforen als solche zu erkennen geben und nicht den üblichen Klischees zu entsprechen scheinen sind oft etliche Nutzer verunsichert, was dann oft mit dem Ausschluß des Autisten endet. Die Vorwürfe sind oft erstaunlich, es wird gerne behauptet der autistische Teilnehmer sei eine Fälschung und dessen Darstellungen würden gar Behinderte diskriminieren oder lächerlich machen. Dem "Ernst des Themas" sei nicht entsprochen. Und tatsächlich - woher sollen normalsterbliche Forenteilnehmer wissen wer über ein Forenkonto tatsächlich teilnimmt. Faktisch ergibt sich daraus jedoch leider eine brutale Ausgrenzung von Autisten, sofern sie in ihrem Forenalltag auch als solche erkennbar zu werden. Auch dies beschränkt die Erreichbarkei, die Präsenz von Autisten in der allgemeinen Internetgesellschaft als für Autisten barrierefreier Kommunikationsplattform.
Systematisch ist nicht erkennbar, daß "soziale Kompetenz" auf kulturelle Gewohnheiten bezogen werden soll. Regional bedingte Kulturen weisen teils geringere Anteile auf, die auf nicht ansozialisierte Veranlagungen zurückgehen. Bei Subkulturen, Kulturen deren Mitglieder sich innerhalb einer regionalen Gesellschaft erst finden müssen, kann das schon anders aussehen, gerade wenn charakterliche Neigungen angesprochen werden (z.B. bei Gothics). Hier kann man auch Deaf Pride und eben Autistic Pride einordnen. Entsprechend hinlänglich bekannter Generationenkonfliktsmechanismen verläuft die allgemeingesellschaftliche Bewertung dynamisch und ist meist keinesfalls objektiv verfasst.
Untereinander sind (unter halbwegs geeigneten Umständen lebende) Autisten hochgradig sozialkompetent. Eine Zusammenarbeit läuft (nach einer Lernphase, wie sie auch NA anfänglich durchlaufen - weil sie als Mehrheit einander leicht finden bei ihnen praktisch durchweg in der Kindheit) sogar reibungsloser als unter durchschnittlichen NA, die aufgrund ihrer Veranlagung immer auch eine Art Rudelverhalten an den Tag legen, das eine Zusammenarbeit auf der Sachebene erheblich stört und jährlich in der Wirtschaft hohe Milliardenschäden anrichtet. Auch überhaupt bedeuten Ideen und Korrektheit an sich für viele Autisten weit mehr als für durchschnittliche NA, die oft eher daran denken für sich persönlich Nutzen aus allen zu ziehen, egal ob es einem Kollektiv schadet oder nicht. Daraus ergibt sich erstaunlicherweise die Tatsache, daß Autisten offenbar untereinander effektiver zusammenwirken können, als NA in der Lage zu sein scheinen und auch sozial kompetenter sind.
Viele Autisten sind furchtbar einsam und alleine. Manche wünschen sich deswegen sogar den eigenen Tod. Diese Problematik stellt sich bei genauerer Analyse jedoch als sozial bedingt heraus. Autisten als Minderheit sind einerseits noch immer weitgehend zerstreut und werden zwar teils auch bestaunt, leiden jedoch allgemein unter etlichen unschönen Klischeevorstellungen. Autisten sind keine Computer, auch wenn wir vielleicht auf Außenstehende wegen der andersartigen Körpersprache ein wenig so wirken oder aufgrund von Barrieren nicht recht zu reagieren scheinen.
Autisten haben tiefe Gefühle, auch tiefe gemeinschaftliche Gefühle. Die Gefühlswelt von Autisten scheint aber tatsächlich anders verfasst zu sein als die durchschnittlicher Nichtautisten. Dies betrachten Autisten jedoch nicht unbedingt als Nachteil und sehen darin sogar einen riesigen Segen. Die Gefühlswelt von Autisten ist eine "runde Sache", sie ist für sich komplett. Dementgegen wissen wir, daß sehr viele Nichtautisten sich sogar trotz vieler "Freunde" einsam fühlen und gerade aufgrund ihrer Veranlagung sich zwar nach Offenheit sehnen, jedoch diese nur schwer praktizieren können, weil ihre Rudelveranlagung gleichzeitig ebenfalls stark in ihnen wirkt und "höhere" geistige Bedürfnisse konterkariert. Viele Religionen scheinen regelrecht darauf angelegt zu sein Nichtautisten autistischer zu machen, wohingegen bekannte religiöse Persönlichkeiten eventuell selbst Autisten waren, die nicht fassen konnten wie die meisten Menschen lebten. So heißt es z.B. von Moses er sei "schwer von Mund und schwer von Zunge" gewesen.
Der Eindruck des Schwarz-Weiß-Denkens resultiert zu nennenswertem Anteil aus den unterschiedlichen Veranlagungen und der geringen Empathie füreinander. Verschiedene soziale Systematiken können aus Sicht eines fremden sozialen Systems beurteilt als extrem eingeschätzt werden, weil das Verständnis für das fremde System und seine Wirkzusammenhänge fehlt. Wenn in manchen Ländern Asiens sich Einheimische extrem darüber aufregen, wenn man in räumlich engen Situationen über sie als Schlafende hinwegsteigt (dem zugrunde liegt die Vorstellung, daß es den Menschen verunreinigt, wenn jemand den Fuß über den eigenen Kopf hebt, weswegen sie vorziehen geweckt zu werden, wenn jemand vorbeiwill), mag das extrem und sehr unverständlich wirken. Wenn sowieso schon eine Gruppenhierarchie vom Bewertenden angenommen würde, die von der eigenen Höherwertigkeit ausgeht, würde solches Verhalten vermutlich als Beweis von Unzurechnungsfähigkeit oder dergleichen mehr angesehen werden. Das war in vergangenen Zeiten teilweise auch der Fall. Nur weil heute fremde Völker nicht mehr in diesem Maße von vorneherein als geringwertiger angesehen werden (was für NA auch immer mit wirtschaftlicher Macht zu tun hat) sieht man solche Dinge heute als interkulturelle Differenzen an, die man an einigen Universitäten sogar studieren kann.
In Bezug auf Autisten ist die Gesellschaft hingegen noch nicht so weit fortgeschritten und zeigt hier noch immer wieder erhebliche Erkenntnisdefizite, so etwa die Tatsache, daß aus autistischer Sicht durchschnittlich nichtautistisches Verhalten wohl genausoviele Bereiche aufweist, die Autisten als auffälliges Schwarz-Weiß-Denken von NA erscheinen. Auch hier findet sich also wieder einmal als entscheidende Kraft die Arroganz der Mehrheit ihre nicht selbstverständlichen Positionen fälschlich quasi für objektiv zu halten.
Dann erst konnten wir den roten Faden entdecken, der sich durch die Befunde zieht. Es ist dies die Unfähigkeit, Informationen so zusammenzufassen, dass sie kohärente und bedeutungshaltige Vorstellungen ergibt. Die Veranlagung der Psyche, aus der Welt Sinn herauszulesen, ist gestört. Genau diese besondere Störung in der 'Mechanik der Psyche' kann die wesentlichen Merkmale des Autismus erklären. Der Rest ist sekundär. Wenn wir diese Tatsache aus dem Auge verlieren, verfehlen wir auch den übergreifenden Zusammenhang". (vgl. FRITH 1992, 202)
Geradezu parodistisch breitet im beispielhaften Zitat ein "Experte" seine Erkenntnis aus, welche er über den Kern von Autismus erkannt zu haben meint. Bei näherer Betrachtung ist außerordentlich bemerkenswert, daß gerade Autismusexperten oft von erheblichen dem oben beschriebenen nahekommenden Schwierigkeiten zeugen, wenn es darum geht Autismus korrekt zu erfassen und beispielsweise zu erkennen, daß Autisten durch vermeidbar ungünstige Lebensumstände sehr angegriffen werden und deswegen freilich oft Ausfallserscheinungen zeigen, jedoch solche, die man bei nahezu allen Menschen unter ähnlicher Belastung beobachten könnte. Der übrigbleibende Rest dürfte mit den verschiedenartigen Veranlagungen erklärbar sein, in deren Rahmen es aus autistischer Sicht ebenfalls so wirken kann, als ob durchschnittliche Nichtautisten Schwierigkeiten haben würden Informationen aus dem zu folgern, was sich ihnen darbietet.
Durchschnittliche Nichtautisten bilden sich häufig ein multitaskingfähig zu sein. Die Wissenschaft zeigt uns jedoch, daß dieser Eindruck letztenendes nur eine Illusion ist. Ebenso bilden sich durchschnittliche Nichtautisten gerne ein ihre Mitmenschen emotional gut verstehen und erfassen zu können. Auch dies scheint nach dem Stand der Psychologie eher ein Trugbild zu sein als der Realität zu entsprechen. Autisten scheinen sich hier wesentlich besser selbst einschätzen zu können. Die daraus resultierenden sich unterscheidenden Selbsteinschätzungen könnten zu den gängigen Klischees geführt haben, daß Autisten nicht multitaskingfähig wären und andere Menschen wesentlich schlechter einschätzen können. Durchschnittlicher Nichtautismus funktioniert hier möglicherweise wie eine Form der Schizophrenie (also grob verallgemeinert der Eigenschaft Dinge für real zu halten, die es nicht sind), wofür es auch neurologische Hinweise gibt.
Autisten sprechen deutsch, Nichtautisten sprechen deutsch. Dennoch unterscheidet sich die Art der Anwendung teilweise grundlegend. Während Autisten meist direkt kommunizieren vermuten Nichtautisten oft geradezu zwanghaft irgendwelche weiteren Mitteilungen jenseits der unmittelbaren Aussagewerte.
Beispiel:
A: "Dein Schuh ist offen."
B: Oh nein, A mag mich nicht.
Während der erste Punkt durch einen gewissen Bildungsstand wohl halbwegs beherrschbar ist, hat es sich bisher gezeigt, daß es Nichtautisten oft geradezu unmöglich ist Sprache nicht auch immer nebenbei "schizophren" zu deuten. Dies stellt sich als riesige Herausforderung für die Kommunikation dar und zwar aufgrund der veranlagungsbedingten Unfähigkeit der Nichtautisten Sprache in für sie zwischenmenschlich angenehmen Kontakten ausschließlich sachbezogen zu deuten und nicht aus unbewußten Deutungsfiltern heraus emotional einzuordnen. Hier wäre eventuell eine bis heute nicht existente qualifizierte pädagogisch-therapeutische Begleitung der Angehörigen von Autisten sinnvoll.
Oft wird heute noch behauptet, Autisten seien krank. Stimmt das?
Es stimmt ebensoviel oder -wenig, wie die Behauptung, Homosexualität oder Linkshändigkeit sei krank. Der Begriff "krank" ist ein kultureller, kein in der Natur festgeschriebener.
Homosexualität wurde 1974 von der American Psychiatric Association (APA) gemäß einem Beschluss aus dem Jahr zuvor aus ihrem Krankheitenkatalog (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (kurz: DSM, damalige Auflage DSM-II) gestrichen – nicht zuletzt aufgrund der Forschungsergebnisse von Evelyn Hooker. Zuvor galt Homosexualität als psychische Störung.
Jedoch abgesehen von der philosophischen Einordnung sollte sich jeder klarmachen, daß solche Benennungen auch gesellschaftliche Macht widerspiegeln. In Bezug auf Autismus ist der Begriff "krank" daher eindeutig von Feindlichkeit gegenüber Andersartigem geprägt (Xenophobie). Wer Autisten oder Autismus als "krank" bezeichnet, outet sich also gewissermaßen selbst als krank oder zumindest unreflektiert.
Auch Homosexuellen wurde wie heute Autisten unterstellt, sie seien weniger leistungsfähig, eine Ansicht, die heute vermutlich fast jeder als absurd betrachten würde:
Und 1935 schrieb er in einem Brief an eine Mutter, daß auch Homosexuelle – durch eine Analyse – zu „Harmonie, Seelenfrieden und volle[r] Leistungsfähigkeit“[24] gelangen können.
Krank machte Homosexuelle nicht ihre Homosexualität, sondern die gesellschaftliche Ausgrenzung. Auch bei Autisten verhält sich dies im Wesentlichen nicht anders.
Ähnliches galt ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit auch für Frauen, die man nicht für krank sondern oft gleich komplett minderbemittelt hielt:
In Berlin regiert zu jener Zeit der Kaiser, in Paris staunt man über den Eiffelturm, in London sorgen die ersten U-Bahnen für Aufsehen - und Frauen müssen enge Kleider tragen, dürfen nicht studieren und nicht ohne Erlaubnis ihrer Männer arbeiten, kein eigenes Vermögen haben, geschweige denn wählen. Junge Mädchen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert werden in martialische Korsetts geschnürt und auf den einzigen Sinn ihres Lebens vorbereitet: Sie sollen möglichst gut verheiratet werden. Man hält sie für körperlich schwach und nicht zu intellektueller Leistung befähigt.
Thomas von Aquin, einem der bedeutendsten Philosophen, werden u.a. die folgenden Aussagen zugeschrieben (von uns bisher nicht verifiziert!):
Die Frau ist ein Missgriff der Natur [...] eine Art verstümmelter, verfehlter, misslungener Mann [...] die volle Verwirklichung der menschlichen Art ist nur der Mann.
Mädchen entstehen durch schadhaften Samen oder feuchte Winde.
Die Weltgesundheitsorganisation ist derzeit noch nicht bereit diesen schon lange überfälligen Erkenntnisschritt mitzugehen und verweigert sich innerhalb der UN-Teilorganisationen den Werten der ansonsten als neuen Wertmaßstab anerkannten UN-Behindertenrechtskonvention. Auch durch diesen offenen Bruch mit zeitgemäßen Menschenrechtsvorstellungen können die Maßstäbe der WHO mitsamt ICD, ICF, etc. aktuell gesellschaftlich nicht mehr als entscheidend betrachtet werden. Die Zeit, in der Ärzte von Heilern immer mehr zu Waidmännern der Menschheit mutierten, steht hoffentlich vor ihrem Ende, so wie die WHO sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte nicht weiter auf grundlegender Ebene verweigern kann. Auch die Gesellschaften im deutschsprachgen Raum stehen noch vor dem weltanschaulichen Umbruch erkennen zu lernen, daß Mediziner von ihrer Fachrichtung her gar nicht dazu in der Lage sind über grundlegende gesellschaftliche Fragen zu entscheiden, in denen man sie trotz vergangener Entgleisungen bisher dennoch weiter aus Gewohnheit gewähren ließ. Wir machen hier den nötigen Anfang.
Viele Menschen halten den Durchschnittsmenschen für den Idealtyp der menschlichen Evolution. Evolution scheint dabei gerne mit einem sauberen Wettbewerb gleichgesetzt werden, in welchem der gewinnt, der die besten Noten erzielt.
Jedoch ist Evolution immer auch gerade bei der Entwicklung der Menschen eine Frage von Gewalt und Faustrecht gewesen. Denn hätte es den edlen friedlichen hochbegabten Menschen irgendwann gegeben, er wäre mordlustigen Horden eines anderen eigentlich viel dümmeren Typs Mensch trotzdem ausgeliefert gewesen. Evolution ist in diesem Bereich nicht das Qualitätsmarkenzeichen, zu dem sie erstaunlich häufig stilisiert wird. Erst recht nicht zu einem moralischen Werturteil der Natur.
Auch in Autistenkreisen ist immer mal in ziemlich romantisierender Weise von "der nächsten Stufe der Evolution" die Rede. Als würde Evolution ein Wettbewerb zum angenehmsten und liebenswertesten Menschen darstellen.
Wenn Autisten heute in der Minderheit sind, kann man sich mit Recht fragen, wie es dazu gekommen ist. Weil sie nicht lebenstüchtig genug waren, wie sehr viele Nichtautisten heute nur zu gerne glauben? Oder weil der gewalttätigere Durchschnittsnichtautist sich mit Mord und Totschlag zur Mehrheit machte? Mit Mitteln, die nach heutigen zivilisatorischen Vorstellungen als Verbrechen gewertet würden?
Evolution, das kann auch schlichtweg der Garten sein, der von einem "Unkraut" überwuchert wird, das andere Arten aktiv verdrängt. Evolution ist oft einem anderen das Letzte wegzuessen, so daß er stirbt. Das können sie offenbar besonders gut, die Durchschnittsnichtautisten mitsamt ihrer Rudelfixierung.
Liebe Leute denkt also daran, was Evolution wirklich ist, wenn ihr in Behinderungszusammenhängen mit dem Ratschluß der Evolution argumentiert.
Nicht alle Autisten müssen jede hier geschilderte Einzelwahrnehmung so wie dargestellt empfinden. Um Barrierefreiheit für die gesamte Autistenheit zu gewährleisten, ist es jedoch erforderlich, auf sämtliche Punkte einzugehen.
Autisten filtern Sinnesreize nicht unbewußt, sondern nehmen diese mehr oder weniger ungefiltert wahr und müssen sich in einer aktiven Denkleistung laufend entscheiden, welchen Reiz man versuchen sollte besonders zu beachten. Daher kann z.B. der wohlige nichtautistische Klangteppich für Autisten zu einer Barriere werden, sich in einer Umgebung zu orientieren.
Jeder dieser Faktoren beansprucht geistige Kapazitäten, stellt gewissermaßen einen Schleier dar, der ständig immer wieder erst durchdrungen werden muß. Welcher Faktor bei einem einzelnen Autisten eine wie große Rolle spielt, hängt von seiner individuellen Veranlagung ab. Autisten sind wie andere Menschen auch teilweise eher visuell ausgerichtet, teilweise eher akustisch, teilweise auch anders.
Je mehr einzelne Barrieren in einer Situation vorzufinden sind, desto höher die gesamte Barrierehaltigkeit. Wahrscheinlich ist dabei eine enorme psychische Anstrengung, die über das hinausgeht, was Nichtautisten sich freiwillig zumuten würden. Autisten sind jedoch gewohnt hierbei ständig an ihre Grenzen zu gehen, psychisch gesund ist das deswegen noch lange nicht. Diese ständigen Anstrengungen haben Folgen, die dem Burnout-Syndrom entsprechen können. Es kann eine schlimme Erfahrung sein, bereits durch Situationen, die für andere selbstverständlich zu sein scheinen, über die Maßen belastet zu werden. Dies kann zu erheblichem Selbsterleben als Versager führen, zu psychischen Traumen, deren Gründe vom nichtautistischen Umfeld nicht ansatzweise nachvollzogen werden können.
Wer in einer Welt leben muß, die nicht gemäß der eigenen Veranlagung gestaltet ist, kann erhebliche Zweifel an sich bekommen. Der Gedanke, daß nicht man selbst das Problem ist, sondern die nicht passende Umgebungsgestaltung, liegt ohne Kontakt zur autistischen Subkultur recht fern.
Unterdurchschnittlich kleine Personen sind für jedermann sichtbar nicht in der Lage, ohne Leiter im Supermarkt an das oberste Regal zu gelangen. Die andere Wahrnehmung von Autisten sieht man jedoch von außen nahezu gar nicht, zumal Autisten meist gelernt haben, durch Imitation eigentlich fremder Verhaltensmuster weniger aufzufallen. Daher reagieren die meisten Mitmenschen auch völlig anders als im Fall einer kleinen Person. Hilfestellung ist fast nie zu erwarten, da das Problem nicht sichtbar ist. Wer kauft z.B. schon für eine offensichtlich körperlich gesunde Person ein, die angibt das gerade nicht zu schaffen? Würde man damit vielleicht nicht falsch handeln, indem man eine Schüchternheit unterstützt, statt der Person Mut zu machen es selbst zu erledigen?
Achtung: Diese Auflistung ist in ihrer Form geeignet pathologisierende Klischeevorstellungen zu nähren. Dies ist der thematischen Setzung geschuldet und sagt nichts darüber aus, wie die beschriebenen Eigenschaften absolut zu bewerten sind.
Bewegungen
Halten sich Autisten in einer von Nichtautisten nur gemäß deren Veranlagung gestalteten Umgebung auf, treffen sie häufig auf viele sich bewegende Objekte. In einer natürlichen Umgebung hingegen finden sich kaum schnelle und ineinander verschränkte Bewegungen. Gras und Bäume wiegen sich gemächlich im Wind, hier und dort fliegt ein Vogel. Diese Bewegungen halten sich in einem für nervlich wenig durch andere Alltagsbarrieren vorbelastete Autisten meist vertretbaren Rahmen.
Sensibel auf Bewegungen zu reagieren hat in natürlichen Zusammenhängen gar einen einfach einzusehenden Sinn. Die Formenvielfalt der Natur hält sich zudem auch in überschaubaren Grenzen.
Anders z.B. Automobilverkehr auf urbanen Straßen in Kombination mit flackernder Neonreklame und bunten Stadtgestaltungen verschiedener Art. Ein einzelnes sich schnell bewegendes Objekt innerhalb der Sichtweite dürfte für die meisten Autisten zu erfassen sein. Aber selbst häufig auftauchende sich schnell bewegende Einzelobjekte können zu einer erheblichen Belastung führen. Umso mehr eine Szene vieler verschiedener gleichzeitig stattfindender Bewegungen. Besonders ungünstig sind dabei unterschiedliche Bewegungsrichtungen und -geschwindigkeiten. Diese alleine können bereits einen totalen Wahrnehmungszusammenbruch verursachen, da diese Reize nicht mehr zeitnah verarbeitet werden können.
3D-Sicht
Viele Autisten scheinen keine oder eine stark reduzierte Fähigkeit zu haben dreidimensional zu sehen. Dies wurde z.B. bei Donna Williams offenbar durch eine individuell angepasste IRLEN-Brille geändert, mit welcher sie ihre Umgebung entscheidend plastischer wahrnehmen zu können angibt. Dieser Effekt ist nach Erfahrung der ESH selbst in Fachkreisen bisher kaum bekannt.
Dreidimensionales Sehen spielt eine Rolle bei der Abschätzung von Entfernungen und der Größe von Objekten. Beides bedingt einander gegenseitig. Wer Entfernungen schlecht schätzen kann, der weiß nicht genau wie weit weg sich ein Objekt von ihm befindet, und wer das nicht genau weiß, kann auch schlecht dessen Ausmaße schätzen.
Detailzoom
Ein anderer Effekt, der die Schätzung von Objektausmaßen unsicher macht, ist die Eigenschaft mancher Autisten, Details in ihrem Umfeld durch einen "Tunnelblick" gewissermaßen wie durch die optische Linse von Camcordern an sich heranzuzoomen. Das geschieht mitunter unbewußt. So kann es manchen Autisten z.B. vorkommen als wäre ein Linienbus deutlich dichter oder auch ferner als er es tatsächlich ist. Wer schonmal mit einem solchen Zoom hantiert hat weiß, daß der Blick durch den Zoom völlig aus dem Blickfeld geraten lassen kann, was gerade direkt neben einem selbst passiert.
Es ist zu vermuten, daß diese an sich durchaus nützliche Fähigkeit im Kontext von Dauerüberforderung außer Kontrolle geraten kann.
K.O.-Muster
Manche Muster wie Laufrostgitter, Frontgitter von Lautsprecherboxen oder Rillen von Rolltreppen können Autisten zeitweise handlungsunfähig machen, wenn der Blick auf diese fällt. Von Autist zu Autist ist unterschiedlich, für welche und wieviele Muster Anfälligkeit besteht.
Hier wäre es wünschenswert, solche visuellen Anordnungen besonders bei vorhandener Gelegenheit im Sinne der Barrierefreiheit möglichst aus dem öffentlichen Raum zu tilgen.
Spiegelungen und Reflexionen
Diese können noch stärker blendend empfunden werden als von Nichtautisten.
Helligkeit
Für manche Autisten ist die Helligkeit des Tages überhell und belastend. Daher tragen manche Autisten immer Sonnenbrillen. Das wie auch vieles andere sollte man ihnen nicht aus falsch verstandenem missionarischen Sittenverständnis abzugewöhnen versuchen. Autisten sollten grundsätzlich eher ermutigt werden ihren persönlichen Stil auszuleben, da der eben öfter als von NA gedacht handfeste Gründe hat. Siehe auch Luftzug und "zu warme Kleidung".
Autisten können sich oft gut in einem Helligkeitsgrad orientieren, der für Nichtautisten "dunkel" wirkt. Es ist verfehlt, wenn Nichtautisten deswegen ihr Empfinden der vermeintlich richtigen Helligkeit aufzwingen und damit den Autisten von ihm als zu stark empfundener Helligkeit aussetzen. So können Autisten mitunter bei einem Helligkeitsgrad noch weitgehend ihre Umgebung erkennen, bei dem Nichtautisten die Hand vor Augen nicht mehr für erkennbar halten. Diese Lichtstärke kann für den Autisten gerade angenehm sein.
Kunstlicht
Grelles Licht wie Autoscheinwerfer oder Ampeln stellen starke Einzelreize dar. Ein weiteres Problem ist die für Autisten manchmal zu niedrige Taktfrequenz von Leuchtstofflampen, die vermutlich in einigen Jahren ausschließlich erhältlich sein werden.
Farbfilter und Artefakte
Unter Streß oder ohne zunächst erkennbaren Grund kann bei manchem Autisten die visuelle Wahrnehmung einen starken Farbstich bekommen. Das kann z.B. dort Probleme verursachen, wo Farbsignale dadurch unkenntlich werden oder Schrift auf farbigem Untergrund unlesbar.
Ebenso können Artefakte die visuelle Wahrnehmung ergänzen. Artefakte können schwimmende Linien sein oder auch umherfliegende Punkte.
Synästhesie
Überdurchschnittlich viele Autisten sind auch Synästheten. Das bedeutet, daß unwillkürlich sinnesübergreifende Assoziationen stattfinden. Wenn z.B. der Geruch von Rosen wahrgenommen wird, erscheint gleichzeitig auch ein visueller Eindruck.
Synästhesie ist nachgewiesenermaßen einer höheren Gedächtnisleistung zuträglich, da Erinnerungen dadurch griffiger werden.
Veränderungen des gewohnten Bildes
Der Gesamteindruck eines Ortes kann sich für Autisten auch durch Nichtautisten unbedeutend scheinende Veränderungen erheblich wandeln. Z.B. kann alleine ein ungewohnter Stand der Sonne mit ungewohnten Schattenwürfen zu generellen Orientierungsproblemen führen.
Gefällte Bäume, gemähtes Gras, das alles kann Autisten bei ihrer Orientierung behindern. Es kommt auf Einzelperson und Tagesform (die für so Vieles relevante mittelfristige nervliche Vorbelastung innerhalb der letzten Monate) an, wie stark dieser Faktor sich auswirkt.
Formen- und Stilvielfalt
Die Formenvielfalt der Natur hält sich wie schon erwähnt in überschaubaren Grenzen. Für Industrieprodukte gilt das nicht. Ständig tauchen neue unbekannte Formen auf, die zunächst vielleicht nicht einmal richtig erfasst werden können. Diese gesteigerte Komplexität der Alltagsumgebungen erschwert die Systematisierung von räumlichen Strukturen und die Orientierung, bindet Aufmerksamkeit zwecks Erfassung und Einordnung. Dies kann subjektiv von Autisten jedoch als ebenso angenehm empfunden werden wie für NA Radio hören bei Büroarbeit. Dadurch sinkt nachweislich die individuelle Konzentration, was jedoch von der Person selbst meist nicht so wahrgenommen wird (teils mangelnde Selbsteinschätzung bei allen Menschen).
Eine Umgebung mit vielen eher unbekannten Objekten kann für Autisten verwirrend sein. Die Orientierung kann sich in so einem Umfeld besonders verzögern, da Bezugspunkte nicht bekannt sind oder Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Solche unbekannten Objekte können bekannte Strukturen unkenntlich oder schwerer identifizierbar machen.
Dies gilt im übertragenen Sinne nicht nur für den visuellen, sondern auch für alle sonstige Wahrnehmungskanäle.
Zivilisationsgeräusche
In von Nichtautisten gestalteten Ortschaften findet man gewöhnlich eine Vielzahl von Geräuschen. Nichtautisten schildern ihr Erleben so, daß Geräusche für sie angenehm sein können. Gemäß ihrer Veranlagung fürchten sie sich hingegen in einem schallgedämpften Laborraum. Viele von ihnen flüchten innerhalb kurzer Zeit panisch aus solchen Räumen. Daher ist es verständlich, daß von der nichtautistischen Mehrheit ein gewisses Geräuschwirrwarr in ihren Ortschaften als "Klangtapete", als Zeichen von Identität und Heimat mehr oder weniger unbewußt eingerichtet wird. Auf Autisten wirkt dies mitunter jedoch völlig anders, wie in der Einleitung zu diesem Teil bereits umrissen.
Lautstärke
Autisten empfinden nicht nur ungefiltert die Reize um sie herum, sondern meistens auch deutlicher als Nichtautisten. Bezogen auf Töne bedeutet das, daß üblicher Lärm von Autisten noch lauter gehört wird. Bei Sprache führt das auch dazu, daß Autisten nach dem Eindruck von Nichtautisten zu leise sprechen, was jedoch daran liegt, daß diese oft schlechter hören und es unangenehm ist lauter zu sprechen. Das kennt jeder vom Kontakt mit Schwerhörigen ohne Hörhilfe.
Frequenzbereich
Etliche Autisten hören auch Töne aus Frequenzbereichen, die erwachsene Nichtautisten in der Regel nicht mehr hören, so z.B. manche Schreie von Fledermäusen, Marderschreck in parkenden Autos oder Brummen und Flirren elektrischer Bauteile oder Leitungen.
So kann es auch bei Nichtautisten zum falschen Eindruck kommen, einzelne Autisten würden Wahnvorstellungen unterliegen, da sie offensichtlich auf etwas reagieren, das die Nichtautisten jedoch nicht hören können. Zum Klischee des Unmündigen passt diese Annahme ja auch hervorragend. Hier können Frequenzmessgeräte aus dem Spielwarenladen Klarheit schaffen. Gerade nichtsprechende Autisten können unter solchen Geräuschen leiden, bis hin zu schweren Selbstverletzungen bei jahrelangem Surren elektrischer Bauteile in der Zimmerwand.
Hier sollte ein Bewußtsein dafür entstehen, daß seltsame Reaktionen von Autisten immer einen Grund haben. Wenn nicht diesen, dann einen anderen. Nicht davon auszugehen bedeutet in vielen Fällen die Ablehnung von Hilfeleistung und das leichtfertige Zerstören von ganzen Lebensläufen mit horrenden Folgekosten zulasten der öffentlichen Kassen für die Verwahrung der Trümmer einst vielversprechender und vielleicht nie als solcher erkannten Existenzen. Autisten werden oft fälschlich für geistig behindert gehalten, weil sie nicht so reagieren, wie Nichtautisten es von sich selbst kennen.
Gerüche
Auch für Gerüche oder Geschmackserlebnisse gilt der Abschnitt zu Geräuschen sinngemäß. Unregelmäßig auftretende Gerüche können irritieren. Viele Autisten verabscheuen Parfums an fremden Personen oder gar an ihnen selbst.
Temperatur
Autisten haben häufig im Alltag kein so genaues Temperaturempfinden oder achten aufgrund der vielen anderen Reize nicht auch noch darauf. Erkältungen sind dennoch anscheinend nicht so häufig Folge. Gegebenenfalls kann es hilfreich sein, Autisten ein Thermometer zur Verfügung zu stellen. Manche Autisten können schwitzen und frieren zugleich, vielleicht rührt der Eindruck eines wenig ausgeprägten Temperaturgefühls daher, daß die Einzeleindrücke des Temperaturempfindens nicht so wie bei Nichtautisten zusammengeführt werden, sondern einzeln empfunden werden.
Wenn ein Autist in eine Angelegenheit vertieft ist, kann es vorkommen, daß er nicht fühlt, wenn er sich z.B. kochendes Wasser über die Hand kippt, und dieses vielleicht nur rational wahrnimmt.
Temperaturdifferenzen z.B. nach dem Betreten eines Gebäudes können Autisten irritieren und für eine gewisse Zeit zusätzlich ablenken.
Luftbewegungen
Bewegungen der Luft wirken auf den Tastsinn. Einige Autisten sind hierfür besonders sensibel. Gerade leichte Luftbewegungen wie schwache Winde können eine schwere sensorische Belastung darstellen, oft eine schwerere als kräftigere, kontinuierlichere Luftbewegungen. Kleidet sich ein Autist aus eigenem Antrieb so, daß große Teile des Körpers bedeckt sind, kann es darauf zurückgehen. Dem Autisten das zu verwehren, weil es in manchen Jahreszeiten "zu warm" sei, kann bedeuten einen Menschen empfindlichem Leid auszusetzen, das dieser gewöhnlich nach außen nicht für Nichtautisten erkennbar ausdrückt, aber stark auf seine Seele wirkt und ernste Traumen verursachen kann. Starker Wind wird hingegen von denselben Autisten mitunter auch als angenehm empfunden, weil er ähnlich drückt wie eine Squeeze Machine und so entspannend wirkt.
Berührungen
Viele Autisten sind für spontane Berührungen von anderen Menschen sehr empfindlich. Berührte Körperteile können noch tagelang nach der Berührung als abgestorben und tot oder auch brennend schmerzend empfunden werden. Aufgrund dieser unangenehmen Erfahrungen mögen es viele Autisten schon nicht, wenn sich Menschen ihnen ohne Einverständnis abzuwarten zu sehr nähern. Wenn möglich sollte zu Autisten dezent ein Abstand gehalten werden, der mindestens der Griffweite der anderen Person entspricht, da viele Autisten hierin bereits aus ihrer Erfahrung heraus eine Bedrohungssituation empfinden, zumal sie schwer einschätzen können, wann eine Person sie wohl tatsächlich auch ohne zu fragen anfassen wird. Das an sich ist eine ganz normale menschliche Schutzreaktion, die von Nichtautisten gerne als "unnormal" oder "übertrieben" bezeichnet wird, da sie nicht dem Erleben der nichtautistischen Bevölkerungsmehrheit entspricht. Und diese Mehrheit meint gegenüber dem fremd Erscheinenden der bessere, der "gesunde" Mensch zu sein und schon daher Recht zu haben.
Autisten sollte auf Wunsch zugestanden werden, in öffentlichen Verkehrsmitteln den Sitz neben sich frei halten zu dürfen, gerade wenn es voll wird. Denn ein volles Verkehrsmittel ist wegen den übrigen verdichteten Reizen alleine schon eine hohe Belastung.
Sich abstoßend anfühlende Oberflächen
Manche Oberflächen wirken auf einige Autisten sehr abstoßend und ähnlich wie visuelle K.O.-Muster, bis hin zu spontanem Brechreiz. Es ist ungünstig z.B. Haltegriffe mit solchen Profilen zu versehen.
Unebener und uneinheitlicher Untergrund
Wie bei allen Menschen fordert ein unstrukturierter Untergrund beim Passieren auch Autisten mehr Aufmerksamkeit ab. Im Wald mag das angesichts ansonsten geringer auf nichtautistische Umgebungsgestaltung zurückzuführende Reize nicht weiter schlimm sein. In einer Ortslage kann soetwas jedoch die grundsätzliche Orientierungsfähigkeit weiter vermindern.
Davon nicht betroffen sind zonenweise strukturierte oder mit haptischen Signalen versehende Bodenbeläge, da diese im Gegenteil den Raum auch für Autisten sinnvoll unterteilen und so entlastend wirken können.
Auch ebene, aber leicht ungerade Untergründe können bei Autisten schwere Irritationen bezüglich des Gleichgewichtssinns auslösen.
Mitmenschen als mögliche Bedrohung
Gerade Mitmenschen können aufgrund ihres autonomen Handelns für Autisten bedrohlich wirken. Ihr Handeln ist oft nicht absehbar, die Empathie der Nichtautisten für Autisten aufgrund der unterschiedlichen Veranlagung des eigenen Erlebens oft erschreckend gering ausgeprägt. Wird eine Person versuchen ein Gespräch zu beginnen, dessen Sinn unverständlich bleibt? Wird sie aufgrund ausbleibender Mimik gar vermuten, daß es dem Autisten nicht gut geht und deswegen erst recht hartnäckig nachfragen oder versuchen "aufzumuntern"? Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut, das weiß jeder Autist nur zu genau. Keine gute Grundlage für Begegnungen mit anderen Personen auf öffentlichem Raum.
Ordnung
Autisten wird nachgesagt, Ritualisierungen positiv gegenüberzustehen. So pauschal stimmt es nicht, aber bevor sich Autisten in die alltägliche Reizhölle begeben, muß möglichst alles klar sein. Flexibles Handeln ist unter der enormen Reizbelastung außerhalb der bekannten, sicheren, selbst kontrollierbaren Rückzugsräume kaum möglich, da kein Mensch unter einer solch schweren Belastung, wie sie sich Autisten gewöhnlich im Alltag darstellt, vernünftig nachdenken kann. Daher ist es für Autisten sehr wichtig, verlässliche Ordnungen in allen Lebensbereichen vorzufinden, die von Reizbelastung geprägt sind. Sinn dieser Ordnungen ist es in jedem Fall zu vermeiden, in der Situation selbst nachdenken zu müssen.
Bedenkzeit
Wird ein Autist in einer für ihn belastenden Situation oder einer für ihn sprachformal oder inhaltlich nicht so klaren Weise etwas gefragt, kann es sein, daß eine Antwort etwas länger braucht. Das gilt auch für alle sonstigen Reaktionen im übertragenen Sinn. Wer mehr im Kopf hat, der muß auch mehr sortieren. Unruhe in Form von Gesten, Nachfragen, etc. tragen dazu bei, daß die Situation für den Autisten weiter erschwert wird. Eine auf NA abwesend wirkende Körpersprache sollte auf keinen Fall so gedeutet werden, daß der Autist nicht um eine Antwort bemüht ist.
Ungeklärte Sachverhalte
Stark belastend können sich auf Autisten auch Vorgänge auswirken, durch deren verzögerten Ausgang noch keine Klarheit über den Ausgang besteht. Das können besonders Ämterangelegenheiten sein oder auch sich über viele Monate hinziehende Gerichtsverfahren. Autisten verarbeiten solche Vorgänge vor allem seriell, sind also bestrebt, Dinge schnell zu erledigen um danach etwas anderes zu tun. Parallele Anforderungen, bei denen mehrere Vorgänge gleichzeitig ungeklärt offen stehen, können Autisten schwer belasten und dahin bringen handlungsunfähig zu werden, da die unerledigten, unbeantworteten Vorgänge nicht vergessen werden können, es sei denn man hat einen Autisten so weit gebracht, daß ihm schon alles egal ist.
Hier bekommen Anforderungen an Barrierefreiheit ein besonderes Gewicht, denn in der Regel ist heute die Antwort auf solche Schwierigkeiten, daß der Autist seine Angelegenheiten von einem Nichtautisten erledigen lassen soll. Dieser denkt jedoch völlig anders und kann auch in der Sache weniger kompetent sein als der Autist, was für diesen dann eine schwere Zumutung bedeutet. Nichtautisten sind zudem aus autistischer Sicht oft launisch und verstehen viele Wünsche nicht. Die entstehenden Kosten fallen der Gesellschaft zur Last, wobei dies nicht erforderlich wäre, wenn Bearbeitungsvorgänge speziell für Autisten strukturell barrierefrei gestaltet würden, also vorsehen deren Vorgänge mit hoher Priorität zu bearbeiten und Verzögerungen durch unumgängliche Erkundigungen stets mit Rückmeldung mit eigener Antwortfrist anzukündigen. Hier sollte stark darauf geachtet werden, daß diese Vorgaben auch von den Bearbeitern in die Praxis umgesetzt werden, daß verstanden wird wie wichtig diese Priorität für die mündige Teilhabe von Autisten an der Gesellschaft ist. Es kann nicht angehen, daß Menschen, die ihre Angelegenheiten gut selbst erledigen könnten, dies nicht tun, weil sie durch solche Barrieren außer Stande sehen, solche höchst widrigen Rahmenbedingungen zu beherrschen. Es kann ebenso nicht angehen, daß Autisten auf viele Rechte sowie auf die Sanktionierung von erfahrenem Unrecht verzichten, weil die Barrieren zur Justiz und Behörden zu hoch sind, um nervlich verkraftet zu werden.
Link
Hier (extern) findet sich ein jüngerer und kürzerer Text mit ähnlicher Zielsetzung, der eventuell teils ergänzend Sinn macht und teils kritisch gewürdigt werden kann.
Autisten nehmen ihre Umgebung anders wahr als Nichtautisten. In der Regel ist ihre Wahrnehmung genauer, empfindlicher und umfassender. Ihre Fähigkeit zur Konzentration auf bestimmte Aspekte ist oft stärker ausgeprägt. Autisten haben oft sensiblere Sinne, etwa hören sie Geräusche lauter als Nichtautisten oder gar Töne mit Frequenzen, die viele Nichtautisten gar nicht hören, oder sehen Dinge und Farben intensiver. Auch schnelle Bewegungen können überfordern, etc.
Das hat zur Folge, daß Autisten mitunter von dem, was ihnen begegnet, überwältigt sind. Auch Nichtautisten kennen Situationen, in denen sie nach einen starken Eindruck nicht in der Lage sind sich zu bewegen oder sich unfähig fühlen, etwas zu beantworten. Diese Zustände erleben Autisten in einer Gesellschaft, die nicht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist, häufiger und wohl auch tiefgreifender als Nichtautisten.
Da Nichtautisten meist anders wahrnehmen, können sie oft Reaktionen von Autisten nicht gut nachfühlen, nicht selten erkennen sie nicht einmal die Ursachen für die jeweiligen Reaktionen.
Unter allen Menschen gibt es verschiedene Temperamente, egal ob Autist oder nicht. Der eine ist eher cholerisch, der andere zurückhaltend und schüchtern. Daher reagieren auch Autisten in einem Overload recht unterschiedlich. Wie würden wohl Nichtautisten reagieren, wenn man sie Geräuschen aussetzt, die ihnen das Gefühl geben, ihr Trommelfell würde platzen? Wie reagieren sie, wenn das ständig passiert und keiner diese Zumutungen abstellt? Sie reagieren, wie Menschen auf solche Herausforderungen eben reagieren. Diese Reaktionen sind nicht psychisch krank, sondern in einer anderen Wahrnehmung begründet, die an sich Stärken und Schwächen beinhaltet, ebenso wie nichtautistische Wahrnehmung.
Wenn ein Autist sich benimmt "wie ein Irrer", dann hat das seine Gründe in seiner Umgebung und in deren Abbild in seiner Wahrnehmung. Dies zu ignorieren bedeutet einem schwer leidenden Menschen die Hilfe zu verweigern und ihn weiter in einen psychischen Abgrund zu treiben.
Ein Autist leidet nie unter seiner menschlichen Veranlagung, sondern wegen äußerer Umstände.
Von Ärzten oder Therapeuten wird Eltern oft der Tipp gegeben, den Alltag zu ritualisieren, weil das für Autisten wichtig sei. Das ist so allgemein aber nicht richtig.
Wie kommt es zu dieser Annahme?
Autisten leben praktisch durchweg in einem chronischen Overload, da ihre Wahrnehmung sie tendentiell durchweg überfordert. Dieser Zustand setzt die Fähigkeit herab, spontan auf unvorhersehbare Situationen zu reagieren. Aus diesem Grund beobachtet man bei Autisten oft einen gewissen Grad von Standardisierung in alltäglichen Abläufen. Dadurch, daß Bereiche des Lebens als solche genau feststehen, muß man während des chronischen Overloads nicht neu überlegen, wie man das jetzt tun will.
Aus dieser Beobachtung jedoch zu schließen, daß es gut für Autisten ist, ihnen von außen einen geregelten Alltag aufzudrängen, ist eine zumindest heikle Schlußfolgerung, denn es ist auch wichtig für Autisten, diese Standards selbst setzen zu können. Insofern kann eine von außen bestimmte Ritualisierung bei Autisten auch eine zusätzliche Belastung darstellen.
Um einem Autisten zu ermöglichen, sich selbstbestimmte Standards zu entwickeln, braucht er Ruhe und die Möglichkeit, diese Standards im Alltag zu erproben. Wenn er sie selbst dauerhaft umsetzt, sollte dies unterstützt werden, jedoch nur solange kein Widerstand auftritt.
Generell braucht jede Person, die mit Autisten zu tun hat, ein besonderes Feingefühl und die Fähigkeit, offen zu sein, Zusammenhänge unter Beteiligung von scheinbar bedeutungslosen Details zu entdecken, die für die meisten Nichtautisten absurd erscheinen mögen.
Freut euch, andere Leute müssen ständig neue Krimis kaufen!
Die Theory of Mind ist eine Bezeichnung für die Fähigkeit in der Praxis anzunehmen, daß Mitmenschen andere Kenntnisse besitzen als man selbst. Klassische Tests mit Kindern führen z.B. ein Puppenspiel auf, bei dem in eine eindeutig als solche kenntliche Keksdose ein Bleistift gelegt wird. Das Kind soll danach angeben, was eine Puppe, die das Spiel "nicht mitverfolgt hat", wohl denken würde, was in der Keksdose wäre. Pauschalisiert ausgedrückt würden Kinder mit einer ToM antworten, daß darin Kekse vermutet würden, ein Kind, das keine in diesem Fall ausgeprägte ToM besitzt hingegen, daß darin ein Bleistift vermutet würde.
Die Unterstellung einer gering ausgeprägten ToM speziell an Autisten führt zum häufigen sachlich falschen Gebrauch von Autismus als Schimpfwort in diesem Sinne.
Tatsächlich ist nicht klar, ob Ergebnisse, die nahelegen, autistische Kinder hätten eine gering ausgeprägte ToM, schlichtweg Messfehler aufgrund Nichtverstehens der Aufgabenstellung darstellen. Allerdings ist es plausibel, daß autistische Kinder es schwerer haben, die Welt um sie zu verstehen, da diese Welt zu großen Teilen völlig andersartig veranlagt ist. Erwachsenen Autisten sollte man unterstellen können, im Besitz der ToM zu sein.
In Diskussionen über Autismus und über Lebenssituationen autistischer Menschen taucht regelmäßig der Begriff "Hilfe" auf. "Hilfe" ist nicht selbstverständlich, sie ist ein Gefallen. „Hilfe“ suggeriert, dass man etwas bekommt, worauf man keinen Anspruch hat, und was einen im Gegenzug zur Dankbarkeit verpflichtet. Unterstützung von Autist_innen bzw. von behinderten Menschen allgemein "Hilfe" zu nennen, macht sie zu Bittsteller_innen und erniedrigt sie. Es ist keine "Hilfe", wenn Rollstuhlfahrer_innen Zugänge zu öffentlichen Gebäuden, Arztpraxen und Supermärkten nicht versperrt werden, sondern Enthinderung - als Gegensatz von Behinderung, die Treppen und Drehkreuze für diese Personengruppe darstellen. Enthinderung ist kein Almosen, sie sollte selbstverständlich sein. Wir sprechen daher nicht von "Hilfe" - wir fordern Enthinderung.
Behinderung als Form der Diskriminierung (siehe Begriffslexikon unter "Behinderung") ist ein Unrecht, das mittlerweile eindeutig durch das Völkerrecht geächtet wird. Entsprechend der Abkehr von anomistischem Faustrecht ist auch Enthinderung eine Frage der Selbstverständlichkeit. Mangelnde Berücksichtigung von andersveranlagten gesellschaftlichen Minderheiten ist aktive Diskriminierung und nicht mehr als "Versehen" entschuldbar. Die Anforderung an ein Universelles Design lautet solche Diskriminierungen abzubauen.
Und: Enthinderung ist nicht die eigene Kompensation von vorhandener und unveränderter Benachteiligung aufgrund gesellschaftlicher Behinderung.
Nehmen wir an, ein Autist begegnet einem Nichtautisten. Der Nichtautist erwartet die von ihm gewohnte mündliche Kommunikation und ständige Körperberührungen dabei. Der Autist wünscht sich die Trennung von gemeinsamer körperlicher Aktivität und fernschriftlicher Kommunikation. Sobald der eine seine Vorstellung einseitig durchsetzen will, strebt er danach den anderen zu behindern.
Das sollte doch jedem einleuchten? Nicht? Richtig, diese Darstellung ist falsch zuungunsten tatsächlich Behinderter.
Immer wieder versuchen vornehmlich Nichtautisten vom hochrangigen "Behindertenaktivisten" bis hin zum Angehörigen den Behinderungsbegriff abseits eindeutig gesellschaftlich relevanter Institutionen wie Behörden, etc. zu ihren Gunsten umzudeuten. Das läuft meist im Grunde darauf hinaus den Behinderungsbegriff ohne seine gesellschaftliche Komponente rein auf die Beziehung zweier Subjekte zu beziehen. Dabei ist der Behinderungsbegriff mit guten Gründen nur Minderheiten vorbehalten, die durch gesellschaftliche Behinderungen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgegrenzt werden, direkt (durch Barrieren) oder indirekt (durch "ill-treatment", also eine Behandlung durch die Gesellschaft, die den Behinderten krank macht und auf diesem Weg Teilhabe behindert oder gar verhindert).
Diese gesellschaftliche Teilhabe besteht nicht im Umgang mit Familie Müller, sondern generell im Umgang mit Mitmenschen aus der Mehrheit und allen ihren funktionalen Segmenten (also nicht nur mit "Arbeitern", sondern auch mit "Akademikern"). Gesellschaftliche Teilhabe bezieht sich nicht auf jedes einzelne Glied der Gesellschaft direkt und konkret, sondern auf eine Anzahl von Gliedern. Wer als Teil einer großen Masse agiert, hat mehr Verantwortung. Und sofern viele einzeln Handelnde in einer Gesellschaft solche Diskriminierungen leben, muß der Staat eingreifen, da ein strukturelles gesellschaftliches Ungleichgewicht besteht, das eine Minderheit in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe erheblich benachteiligt.
Wenn manch einer auch in diesem Zusammenhang eine "Diktatur der Minderheiten" beklagt, kommt nicht nur die Verunsicherung der Mehrheit über die vielen Punkte an denen heutzutage Diskriminierungen bekämpft werden und gewohnte Abläufe in Frage stellen zum Ausdruck. Der Reflex einer Mehrheit, zu der in vielen inhaltlichen Punkten auch Vertreter der Minderheiten zählen, die selbst in anderen Punkten eigene Diskriminierungen erkennen. Es fehlt oft auch ein Verständnis für den Wert der Gleichberechtigung von Minderheiten anstatt einem plumpen Faustrecht der Mehrheit, zumal so gut wie jeder Mensch mehreren Minderheiten zugehörig ist.
Auch wenn die Herausbildung eines von der falschen medizinischen Herangehensweise grundlegend unabhängigen Behinderungsbegriffs noch auf sich warten läßt, kann man neben der Minderheitenrolle bereits weitere Voraussetzungen für das Vorliegen einer gesellschaftlichen Behinderung eines Individuums benennen. Dies ist das Kriterium der Dauerhaftigkeit (in Deutschland gesetzlich auf 6 Monate definiert). Dies ist vor allem noch das Kriterium der Unfreiwilligkeit. Manchen Gruppen treten wir aufgrund unserer Entscheidungen bei. Für behinderte Bevölkerungsgruppen trifft das nicht zu. Wenn jemand z.B. im Ausland die Landessprache nicht beherrscht, so wird er zwar gesellschaftlich ausgegrenzt, ist aber nach üblichen Verständnis nicht behindert, denn er kann sich im Prinzip jederzeit weiterbilden.
Wenn ein Nichtautist also gerne mündlich kommuniziert und sich unwohl fühlt, wenn er den Gesprächspartner nicht ständig antatschen darf, dann wird er durch Grenzziehung eines Autisten dagegen nicht selbst behindert. Denn in dieser Welt ist er nicht nur ein einzelnes Subjekt, sondern Teil einer ähnlich veranlagten Mehrheit und daher verpflichtet zu Rücksichtnahme auf den Vertreter der Minderheit, also in diesem Beispiel den Autisten. Denn es geht nicht nur um den Kontakt zwischen zwei Menschen, sondern um den Umstand, daß viele Nichtautisten als Gruppe barrierefreien Kontakt zu Autisten abblocken und so Autisten gesellschaftlich ausgrenzen. Wären es nur 5% der Nichtautisten, die so handeln würden, wäre der Einzelfall keine Behinderung. Da aber 90% der Nichtautisten mehr oder weniger schwerwiegend so handeln ist dieses Verhalten kein reines Verhalten einer Einzelperson mehr, sondern Teil gesellschaftlicher Diskriminierung, die ein Unrecht darstellt.
Noch bis heute meint manch einer, wenn Autisten sich gegen Therapien aufgrund autistischer Eigenschaften wenden, dann würden sie sich wissenschaftlichen Erkenntnissen widersetzen. Diese Haltung zeugt jedoch vor allem von thematischer Unkenntnis.
Autismus wird bis heute offiziell von Ärzten fälschlich als Krankheit diagnostiziert. Um eine Autismusdiagnose zu erhalten werden Beobachtungen angestellt und Abweichungen geschildert. Aber Abweichungen, die einem Arzt geschildert werden deutet dieser berufsbedingt als unerwünscht. Das ist scheinbar vielen nicht klar, die nachher daran zweifeln, ob denn nach der Diagnose durch den Arzt empfohlene Therapien als ganz natürliche Angelegenheit betrachten. So läuft das ja beim Arzt.
Wie erhält man eine Autismusdiagnose? Man schildert bei einem Arzt (der berufsbedingt für die Beseitigung von Krankheiten zuständig ist) einen Sachverhalt, Symptome eines Komplexes der heute fälschlich offiziell noch als Krankheit eingestuft wird, wie vor einigen Jahrzehnten auch noch Homosexualität. Damit wird dem Arzt auch (vielleicht ungewollt) mitgeteilt: das ist unerwünscht.
Der Arzt verweist dann auf "Therapien", weil das die Fortsetzung dieser Denklinie ist. Diese Therapien bewirken dann die Änderung irgendwelcher Details, was manchmal auch in brauchbarer Weise wissenschaftlich belegt wurde (und manchmal noch nicht einmal das).
Diese Details sind aber eben nur Details. Es wird oft in völlig unzureichender Weise darauf geachtet, welche Schäden parallel zu diesen Maßnahmen auftreten. Das ist wie bei Arzneien. Man hat z.B. wissenschaftlich bewiesen, daß eine Arznei Durchfall stoppt. Also gilt die Wirksamkeit als belegt. Bei Arzneien wird dann noch nach den üblichen Standards getestet, ob irgendwelche offensichtlichen "Nebenwirkungen" stattfinden. Trotz diesen Standardtests schätzt man z.B. Folgendes:
In den USA geht man von 2 000 000 schweren Arzneimittelnebenwirkungen pro Jahr aus, 44 000 - 100 000 Tote durch Nebenwirkungen, mehr als durch Lungenerkrankungen, AIDS, Diabetes, und Unfälle. 6,7% aller Krankenhauspatienten haben gravierende Arzneimittelnebenwirkungen, 0,32% sterben nach manchen Statistiken daran. 136 Milliarden Dollar sollen die Nebenwirkugen jährlich kosten. Etwa 3-6% aller Nebenwirkungen kommen durch Wechselwirkungen zustande. Wechselwirkungen sind nicht nur als Vergiftungen bedeutsam, oft vermindert auch ein Medikament die Wirkung eines anderen Medikamentes mit bedrohlichen Folgen. Die Statistiken sind allerdings nur wenig fundiert und die Daten sind widersprüchlich. Dennoch Arzneimittel gelten laut der amerikanischen FDA als 4. häufigste Todesursache in den USA.
Bei nichtstofflichen "Therapien" gibt es noch nicht einmal Standardtests in der Art wie bei Arzneien.
Ein abstraktes Beispiel zur Veranschaulichung:
Ein Kind hat beide Hände voller Splitter, weswegen Berührungen damit für ihn über lange Zeit schmerzhaft sind. Die Eltern erkennen das nicht und gehen mit dem Kind zu einem Arzt. Der Arzt erkennt die Splitter ebenfalls nicht und verordnet eine Therapie. In der Therapie lernt das Kind unter großen Schmerzen Dinge halbwegs so anzufassen, wie es für den Betrachter "normal" aussieht.
Das Therapieziel lautete: >Herstellung des Eindrucks Dinge würden nun "normal" angefasst.<
In Studien wird wissenschaftlich erwiesen, daß in solchen Fällen die Therapie genügend oft diesen Effekt nach sich zieht, um als wirksam betrachtet zu werden.
Was dabei aber gar nicht berücksichtigt wird, sind Auswirkungen dieser Therapie außerhalb des Details, das betrachtet wurde, welche nicht völlig offensichtlich sind.
Wenn das Beispielkind im Zuge einer solchen Therapie jedoch dauerhaft depressiv wird oder die Abheilung der Splitterwunden durch solche Dressur nach Gutdünken anderer Personen umso mehr chronisch verschleppt wird, dann gilt die Therapie für sich dennoch als wissenschaftlich in ihrer Wirkung belegt, weil diese anderen Details nicht automatisch berücksichtigt wurden bei der wissenschaftlichen Einordnung.
Deswegen kommt es immer wieder vor, daß Therapien abgeschafft werden, weil irgendjemand mal Auswirkungen untersucht hatte, die dann nicht günstig ausfielen. Bevor jemand solche wissenschaftlichen Untersuchungen anstellt geht die Wissenschaft jedoch davon aus, daß es keine Probleme gibt.
Da Autisten sich grundlegend von anderen Menschen unterscheiden, werden sie sehr häufig von Nichtautisten völlig falsch eingeschätzt. Das erschwert die wissenschaftliche Erschließung möglicher Problemfelder von heute noch offiziell befürworteten Therapien aufgrund von Autismus. Wie sollten nichtautistische Psychologen erforschen, wie sich der Zustand eines Autisten im Zuge der Anwendung solcher Methoden ändert, wenn sie Autisten grundsätzlich kaum verstehen?
Die Faktoren, die den Zustand von Autisten erheblich beeinflussen können sind sehr komplex. Ein Behandlungserfolg nach wissenschaftlichen Kriterien kann besonders unter solchen Rahmenbedingungen tatsächlich insgesamt zu einer Verschlimmerung des Gesamtzustands führen, eben weil die Wissenschaft als Erkenntnismethode gerade mit komplexen Systemen wie dem Leben in Grunde hoffnungslos überfordert ist. Etwa bezüglich der Allmachtsphantasien mancher Gentechniker hat sich inzwischen gezeigt, daß es ganz gut war, daß sich deren Vorschläge vor einigen Jahren nicht durchsetzen ließen, z.B. die Vorstellung ein Großteil des menschlichen Genoms sei bedeutungsloser "Genmüll". Ein weiteres klassisches Beispiel ist die Atomeuphorie der 50er Jahre, in der Wissenschaftler voraussagten, daß in einigen Jahrzehnten Autos mit Kernspaltung betrieben würden.
Den "Gesamtzustand" auszumachen ist überdies eine immer mehr oder weniger willkürliche Fremdbewertung von Teilen des Gesamtzustands als wichtiger und weniger wichtig voraussetzt. Wenn eine Gewichtung durch Nichtautisten vorgenommen wird, so stellt das zudem noch eine Fremdbestimmung über sie als völlig anders veranlagte Personen dar, die sich in einer Minderheitenrolle befinden. Das spiegelt sich auch in Bewertungen durch Wissenschaftlern wider. Jedoch sind diese Bewertungen selbst eben gerade nicht wissenschaftlich, sondern kulturelle Überzeugungen, die sich weitgehend den wissenschaftlichen Kategorien entziehen.
Wer also argumentiert, daß Therapieerfolge doch wissenschaftlich erwiesen seien und Autisten, die sich gegen Therapien aufgrund Autismus wenden, sich damit quasi gegen die Wissenschaft selbst auflehnen würden, liegt falsch und sollte sich vielleicht auch etwas eingehender mit Wissenschaftstheorie befassen.
(Siehe auch Flugblatt 7)
1973 veränderte sich die Situation der Homosexuellen grundlegend: Homosexualität wurde in jenem Jahr aus dem DSM, dem "Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen", gestrichen. Die Diagnose Geschlechtsidentitätsstörung blieb weiterhin bestehen – unter dem Deckmäntelchen dieser Diagnose wurden jedoch eine zeitlang auch weiterhin Homosexuelle behandelt. Die Diagnose der Geschlechtsidentitätsstörung umfasste nach damaliger Definition so ziemlich alles, was von durchschnittlichem geschlechterrollenkonformem Verhalten abwich. Diese Entwicklung hin zu einem Verständnis von Homosexualität als gesunder Variante des Seins ist massgeblich dem Engagement der Lesben- und Schwulenbewegung zu verdanken.
Heute, fast 40 Jahre später, gehen im Bereich des Autismus ähnliche Veränderungen vonstatten. Autisten sprechen zunehmend für sich selbst, erklären Autismus zumeist nicht als Störung sondern als gesunden Teil menschlicher Vielfalt und tragen diese Auffassung so auch in die Massengesellschaft. So wird z.B. auf Autismus-Kultur geschrieben:
Autismus ist keine Krankheit.
Autismus ist eine Art zu sein, eine Wesensart, ein Naturell.
Auch Regionalverbände des Elternvereins Autismus Deutschland gehen teils zunehmend von einer möglichen Symbiose aus, in der die positiven Aspekte und Fähigkeiten von Autisten hervorgehoben werden sollen. (http://www.autismus-freiburg.de/autismus/erfahrungsberichte/jim-sinclair...)
Dennoch werden Autisten, auch wenn teils auch Therapeuten davon annehmen, dass Autismus als eine andere Art des Denkens, Fühlens und Handelns ist, weiterhin therapiert und somit die tatsächlichen Ursachen für Probleme meist weiter ausgeblendet. (http://www.oberlinhaus.de/lebenswelten/lebenswelten/kompetenzzentrum-fue...).
Jedoch gibt es auch Autisten, die, wie früher manche Homosexuelle auch, weiterhin davon ausgehen, dass sie an ihrem Autismus leiden würden:
Zitat:04.11.2008 23:02 Uhr schrieb Petra
Da ich selbst ein autistisches Kind habe, ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr sie betont haben, dass man an Autismus leidet. Mein Kind leidet nicht an Autismus, sondern an einer Gesellschaft, die auf seine Bedürfnisse nicht Rücksicht nehmen kann und von ihm erwartet, Leistungen zu erbringen, die so nicht möglich sind. Autismus ist keine Krankheit und keine Behinderung, sondern eine andere Art zu sein. Für meinen Sohn wünsche ich mir, dass wir lernen, unseren Blick von den Schwächen weg und stattdessen hin zu den Stärken lenken.
Liebe Petra, Sie haben ganz Recht, es sind die Stärken autistischer Menschen, die viel mehr betont werden müssten. Schon die Diagnosekriterien konzentrieren sich allein auf die Defizite. Ob man Autismus als Behinderung oder vielleicht sogar als Bereicherung für sich empfindet, muss jeder selbst entscheiden. Sicherlich ist es eine andere Art zu sein ? jedoch leider eine, die einen Menschen an den Anforderungen der Gesellschaft scheitern lassen kann. Viele Grüße, Nicole Schuster
Eine Gegenüberstellung von Argumentation in Bezug auf die genannten Minderheiten:
Autismus: Dabei wird das aktuelle Verhalten des Klienten zunächst differenziert beobachtet. Im Anschluss legt der Therapeut fest, welche Verhaltensweisen verändert werden sollen. Die Belohnung erwünschten und die Nichtbeachtung unerwünschten Verhaltens führt in kleinen Schritten zum Aufbau angestrebter Verhaltensketten. http://www.autismusambulanz-rostock.de/ambulanz/Angebote/therapie.htm#th... Dies bedingt eine Analyse des Verhaltens des Kindes, um zu erkennen, was das konkrete Verhalten des Kindes ausgelöst hat oder welche Situation dem konkreten Verhalten voraus ging und welche Konsequenzen diese Verhaltensweise nach sich zieht. Ziel ist es, individuell auf das Verhalten des Kindes einzugehen, so dass es nach und nach zu angemessenen Verhaltensformen in bestimmten Situationen hingeführt werden kann. |
Geschlechtsidentitätsstörung: A daily behavior checklist was developed for Kraig to obtain reliable observational measures of his feminine behavior at home. Eine tägliche Verhaltens-Kontrollliste wurde für Kraig entwickelt, um verlässliche Messwerte seines weiblichen Verhaltens zu Hause zu ermitteln. |
Autismus: Zeigen Sie Ihrem Kind, dass das Ignorieren Ihrer Anweisungen oder eine unangemessene Verhaltensentscheidung nicht zum Erhalt von Verstärkung führt. http://knospe-aba.com/cms/de/infos-ueber-aba/artikel-ueber-aba/die-siebe... Zusätzlich könnten Sie Ihr Kind im Arm halten, mit ihm springen und tanzen, während es der Musik zuhört. Es ist absolut in Ordnung, die Musik auszumachen, wenn Ihr Kind sich entscheidet, den Raum zu verlassen, anfängt rum zu spielen oder sich unangemessen zu verhalten (1. Schritt). Ich war bei solchen Verstärker-Sachenimmer sehr skeptisch, weil es so nach Dressur aussieht. AUßerdem lehnte mein Sohn das sowieso immer ab. Doch neuerdings steht er drauf. Er wollte unbedingt Magic Balls von Tinti (Badebälle, die sich auflösen, dabei das Badewasser verfärben und zum Schluss kommt ein kleines Tier raus). Er hatte zu Ostern welche bekommen. Ich meinte darauf, er müsse sie sich schon verdienen, wenn er ohne Ostern und ohne Geburtstag so was will. Nach einiger Diskussion einigten wir uns darauf, dass er jedes Mal, wenn er in einem Wutausbruch seinen Bruder hauen will und sich aber beherrscht, einen Strich bekommt und nach 10 Strichen kauf ich ihm die Bälle. ABA: |
Geschlechtsidentitätsstörung: She was told to attend selectively to masculine verbal and play behavior by smiling to Kraig and complimenting him on his play, and to ignore feminine behavior by picking up the book to "read" Ihr wurde gesagt, Kraig ihre Aufmerksamkeit bei männlichem Sprach- und Spielverhalten durch Lächeln und Loben seines Spielverhaltens zu zeigen, und weibliches Verhalten durch Aufnehmen des Buches, um zu "lesen", zu ignorieren. a timeout procedure (e.g., sitting isolated in a corner, being deprived of TV time), or (3) physical punishment by spanking from the father. eine Auszeit (z.B. isoliert in einer Ecke sitzen, nicht TV schauen dürfen) oder (3) physische Bestrafung durch Prügel vom Vater. |
Autismus: Durch die fehlende Fähigkeit der Generalisierung kann eine inhaltliche Übertragung auf andere Situationen nicht stattfinden und somit ist es nicht möglich, die notwendige Transparenz aufzubauen. http://www.tokol.de/content/view/610/547/ Viele Menschen mit Autismus können nicht verallgemeinern, Die mit Software trainierte Gruppe zeigt |
Geschlechtsidentitätsstörung: First, at least some of the children studied reverted to cross-sex play patterns in the adult’s absence or in other environments, such as the home - a phenomenon known as stimulus specificity (Rekers 1975). Second, there was little generalization to untreated cross-sex behaviors - a phenomenon known as response specificity. Erstens, zumindest einige der untersuchten Kinder fielen während der Abwesenheit von Erwachsenen oder in einem anderen Umfeld, beispielsweise zu Hause, in gegengeschlechtliches Verhalten zurück – ein Phänomen, das als Reizspezifität bekannt ist. Zweitens gab es wenig Generalisierung in Bezug auf unbehandeltes gegengeschlechtliches Verhalten – bekannt als Antwortspezifität. |
Autismus: Ziel des BET ist es, Eltern zu trainieren, die effektiven Elemente verhaltenstherapeutischer Förderung möglichst selbstständig einzusetzen, um die Entwicklung ihres Kindes in den verschiedenen Entwicklungsbereichen wirkungsvoll zu fördern. http://www.autismushamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/bet-info20... […] werden Eltern in einer Kombination von Gruppen- und Haustrainings sowie durch eine speziell strukturierte therapiebegleitende Supervision zu erfolgreichen „Lehrern“ / Therapeuten ihres Kindes gemacht. „Autistische Kinder in ihrem stereotypen Verhalten zu unterstützen halte ich für extrem schlecht“, sagt etwa Christine Freitag, Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität des Saarlandes. Sie hat gerade ein Buch über Autismus und Behandlungsmethoden veröffentlicht. Man müsse das monotone Spiel der Kinder unterbrechen, Schüsseln wegnehmen, Alternativen anbieten, auch wenn es Tränen gibt. So könne man dem Autisten klarmachen, was man von ihm will und was nicht. Sicher, auch die hiesigen Therapeuten weisen darauf hin, wie wichtig es ist, dass man sich in das Kind einfühlt. Aber am Anfang einer Interaktion steht bei ihnen stets die Aufgabe, die der Erwachsene stellt. Reagiert das Kind in der gewünschten Art und Weise, sollen die Eltern das Kind immer wieder dafür belohnen, bis es den Vorgang fehlerfrei beherrscht. |
Geschlechtsidentitätsstörung: The subject was treated sequentially in the clinic and home environments by his mother, trained to be his therapist. The mother was taught to reinforce masculine behaviors and to extinguish feminine behaviors, by using social reinforcement in the clinic and a token reinforcement procedure in the home. Das Subjekt wurde in der Klinik und dem häuslichen Umfeld von der Mutter, die zu seinem Therapeuten ausgebildet wurde, behandelt. Der Mutter wurde beigebracht, männliches Verhalten zu verstärken und weibliche Verhaltensweisen zu löschen, durch die Verwendung von sozialer Verstärkung in der Klinik und gegenständlicher Verstärkung zu Hause. Initially, a large number of prompting instrucitions were given, in conjunction with a large amount of the experimenter's approval. After four sessions, the prompts were largely faded out. Zu Beginn wurden [der Mutter] zahlreiche Handlungsanweisungen gegeben, in Verbindung mit viel Anerkennung des Versuchsleiters. Nach vier Sitzungen wurden die Anweisungen grösstenteils überflüssig. |
Autismus: Niklas ist halt sehr laut und wird auch schnell böse wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann. http://www.autismus-online.de/gaestebuch1/index.html Meine Tochter will wirklich jede Situation kontrollieren. Wenn alles so läuft, wie sie das meint, ist alles gut, aber wehe wenn nicht! Dann gibt es Wutanfälle vom feinsten. |
Geschlechtsidentitätsstörung: He appeared to be very skilled at manipulating her to satisfy his feminine interests […]. He seemed almost compulsive or "rigid" in the extent to which he insisted on being a girl and in his refusal of all contact with masculine-like activities. Er schien sehr geschickt im Manipulieren von ihr [der Mutter], um seine weiblichen Interessen zu befriedigen. Er schien beinahe zwanghaft oder starr im Ausmass, in dem er darauf bestand ein Mädchen zu sein und in seiner Weigerung sich mit männlichen Aktivitäten zu beschäftigen. |
Autismus: Seine Betreuerinnen im Wohnheim waren mit seinen spontanen Ansprüchen auf Aufmerksamkeit, die er durch massive Sachbeschädigungen zu erzwingen versuchte, und denen sie wegen der Notwendigkeit, auch für den Rest der Gruppe vorhanden sein zu müssen, nicht nachgeben konnten, unzufrieden. http://www.uni-koblenz.de/~proedler/ni_sp.htm Wenn Sie jedoch nicht völlig darauf vorbereitet sind, alle Ausbrüche von Löschungstrotz-Verhalten auf dem Weg durchzustehen, wird es darin enden, dass die Dauer und Schwierigkeit der Verhaltensweisen, die Sie abzubauen versuchen, noch zunehmen werden. Aus diesem Grund rate ich Ihnen besonders dazu, die Anwendung dieses 7. Schritts, wann immer möglich, unter der Anleitung eines zertifizierten Verhaltensanalytikers (BCBA) zu erlernen. |
Geschlechtsidentitätsstörung: When Kraig began tantrum or other uncooperative behaviors (he typically did when his mother ignored him), the experimenter was particularly supportive of the mother. Wenn Kraig Wutanfälle bekam oder andere unkooperative Verhaltensweisen (dies trat typischerweise dann auf, wenn die Mutter ihn ignorierte), unterstützte der Versuchsleiter die Mutter besonders. |
Autismus: Die beste Möglichkeit, um die Kontrolle über die Verstärkung Ihres Kindes zum Lernen zu nutzen ist es, zu entscheiden, welche Dinge das Kind in seiner Umgebung haben darf und was es tun kann, um Sie zu veranlassen, diese Dinge anzubieten oder zu entziehen. http://knospe-aba.com/cms/de/infos-ueber-aba/artikel-ueber-aba/die-sieben-schritte.html |
Geschlechtsidentitätsstörung: The mother selected, with our consultation, a set of "back-up" reinforces (cf. Sherman and Baer 1969) according to her boy's unique preferences for certain candies and rewarding activities (e.g., TV time). Die Mutter wählte mit unserer Beratung ein Set von Verstärkern, entsprechend den Vorlieben des Jungen für bestimmte Süssigkeiten und belohnende Aktivitäten (z.B. TV schauen). |
Autismus: ABA ist auf den Prozess einer Verhaltensänderung in kleinen Schritten ausgerichtet. http://www.autismus-mfr.de/cms/index.php?option=com_content&view=article... Sie müssen konsequent erkennen, wann sich Ihr Kind unangemessen verhält, und dieses Verhalten bewußt erfolglos machen. Sie vollbringen dies, indem Sie es - ganz einfach - nicht verstärken. Wir schaffen das, durch die Anwendung einer Konsequenz, welche Löschung genannt wird. |
Geschlechtsidentitätsstörung: The mother introduced red tokens[***] for one particular kind of feminine behavior for a period of weeks Die Mutter führte Negativpunkte für eine bestimmte Art von weiblichem Verhalten für eine Dauer von Wochen ein. [***] "red tokens" sind Negativpunkte, die zu negativen Sanktionen (z.B. TV-Verbot) führen. |
Beliebte Scheinargumente für eine Therapie: | |
Autismus: Autismus ist heilbar – neue Therapie entwickelt durch Eltern. […] Angeblich ist Autismus nicht heilbar. […] Mittlerweile ist aus dem einst geistig behinderten Kind ein sehr höflicher und aufgeschlossener 16-jähriger Jugendlicher geworden, der sowohl deutsch als auch spanisch spricht, der nicht nur lesen kann, sondern der gerne eigene Erzählungen schreibt und veröffentlicht. http://hilfen-familien-behinderte-kinder.suite101.de/article.cfm/autismus-ist-heilbar---neue-therapie-entwickelt-durch-eltern |
Geschlechtsidentitätsstörung: When we first saw him, the extent of his feminine identification was so profound […] that it suggested irreversible neurological and biochemical determinants. At the 26-month follow-up he looked and acted like any other boy. People who view the videotaped recordings of him before and after treatment talk of him as "two different boys" Wenn wir ihn zum ersten Mal sahen, war das Ausmass seiner weiblichen Identifizierung so tiefgreifend, dass unveränderliche neurologische und biochemische Faktoren angenommen wurden. An der Folgeuntersuchung nach 26 Monaten war sein Aussehen und Verhalten so, wie das jedes anderen Jungen. Menschen, die die Videoaufnahmen von vor und nach der Behandlung sahen, sprachen von ihm als von "zwei unterschiedlichen Jungen." |
Autismus: Ja, mein Sohn leidet darunter "anders" zu sein. Und ich leide mit Ihm. Wir leben in einer so kalten Gesellschaft: bist Du nicht so wie Sie, wirst Du verprügelt oder verachtet. http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=3418&goto=48571 GERADE die, die behaupten, alles sei in ihrer autistischen Welt ok, die NA seien die Ursache der Probleme, machen es sich zu einfach. DIE WELT kann man nicht ändern, und genausowenig, wie ein Politiker, der unpopulär ist, sich ein neues VOlk wählen kann, kann der Autist sich eine andere Umwelt basteln. Alles andere ist illusorisch. |
Geschlechtsidentitätsstörung: While society probably could afford to become more tolerant with individuals with sex-role deviations, the facts remain that it is not tolerant, and, realistically speaking, it is potentially more difficult to modify society's behaviors than Kraig's in order to relieve Kraig's suffering. Obwohl die Gesellschaft es sich leisten könnte toleranter zu Individuen mit Abweichungen von der Geschlechterrolle zu werden, bleibt die Tatsache, dass sie nicht tolerant ist und realistisch gesehen, ist es schwerer, die Verhaltensweisen der Gesellschaft zu ändern als diejenigen von Kraig, um Kraig Leid zu ersparen. |
Autismus: Ich stoße schon jetzt auf viel unverständnis, man muss oft erklären und mir ist bewußt das es noch härter wird je älter Julian wird. Ein dreijähriger die aus lauter Überforderung schreit geht ja noch, aber was ist wenn er älter ist und dann noch immer so reagiert? http://www.urbia.de/archiv/forum/th-2791388/Verdacht-auf-Autismus-unser-... Zur Zeit geht es ihm ganz gut, Hauptproblem, das wir haben, ist seine geringe Impulskontrolle. Er dreht leicht durch und wird dann manchmal sehr aggressiv. Ich bekomm manchmal richtig Angst, wenn er so drauf ist. Noch kann ich ihn in so einem Anfall festhalten und verhindern, dass schlimeres passiert, doch was mach ich, wenn er stärker wird |
Geschlechtsidentitätsstörung: Finally, Kraig's parents, who might have found his feminine gestures amusing at the age of 2 yr, were very alarmed when they "got out of hand" at 4.5 yr, and they strongly wanted him to receive professional help Schliesslich waren Kraigs Eltern, die sein weibliches Verhalten im Alter von 2 Jahren unterhaltsam fanden, sehr alarmiert, als es mit 4.5 Jahren aus dem Ruder lief und sie wollten, dass er professionelle Hilfe erhält. Secondly, since Kraig had these problems before the age of 5 yr, our best prediction (based on the literature) would indicate that he will have even more severe adjustment problems in adulthood. Zweitens, da Kraig diese Probleme bereits vor dem 5. Lebensjahr hatte, ist unsere beste Prognose (basierend auf der Literatur), dass er als Erwachsener noch schwerwiegendere Anpassungsprobleme haben wird. |
Autismus: A coexisting psychiatric disorder reportedly occurs in 65%–80% of individuals diagnosed with an ASD (de Bruin et al. 2006; Ghazziuddin et al. 1998; Leyfer et al. 2006), with rates tending to be higher than in groups of individuals with intellectual disability without autism (Brereton et al. 2006). Evidence suggests that depressive symptoms are the most common psychiatric concern among individuals with ASD, and are more likely to occur in adolescence and adulthood (Ghaziuddin et al. 2002). […] Our analyses indicated that among a group of adults with ASD, 43% endorsed significant levels of depressive symptoms. These individuals were found to have higher cognitive abilities as estimated by the Verbal and Full Scale scores on the WAIS, and showed less impaired social functioning as indicated by fewer symptoms on the social domain of the ADOS. Bei 65%-80% der autistischen Individuen treten psychiatrische Komorbiditäten auf, dies sind höhere Raten, als bei Gruppen von Individuen mit geistiger Behinderung ohne Autismus. Es gibt Beweise dafür, dass Depressionen die üblichsten psychiatrischen Komorbiditäten bei autistischen Individuen sind und am häufigsten in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter auftreten. Fifty-four individuals (50%) had engaged in moderate or severe degrees of self-injurious behaviours at some point in time during development. 54 Individuen (50%) zeigten an einem Punkt ihrer Entwicklung mittlere oder schwere Grade von selbstverletzenden Verhaltensweisen. |
Geschlechtsidentitätsstörung: For example, it is reported that (1) the most frequent accompanying psychpathology is depression (Pauly, 1969) – 67% of the male transsexuals are thought to suffer intermittent depressive reactions, with suicidal ideation (60%), and actual suicide attempt in 17% (Pauly, 1965) to 20% (Walinder, 1967); (2) self-mutilation in the form of autocastration or autopenectomy was attempted in 18% and accomplished in 9% of one series of adult cases (Pauly, 1965) Zum Beispiel ist es erwiesen, dass (1) die häufigsten Komorbiditäten Depressionen sind – von 67% der männlichen Transsexuellen wird angenommen, dass sie periodisch an depressiven Phasen leiden, in 60% der Fälle mit Suizidgedanken und in 17% bis 20% mit tatsächlichen Suizidversuchen; (2) Selbstverstümmelungen in Form von Selbstkastration oder eigenständiger Penisentfernung wurden in 18% der Fälle versucht und in 9% einer Serie von erwachsenen Fällen vollzogen. |
Autismus: Außerdem will man die Früherkennung verbessern. "Autismus ist zwar unheilbar, aber je früher die Förderung stattfindet, desto größer ist die Chance, dass die Kinder später am gewöhnlichen Leben teilnehmen können", erklärt Anabel Cornago. http://www.welt.de/welt_print/article3493633/Wenn-das-Kind-nicht-Mama-sa... Uns war etwas sehr klar: Je früher wir die richtige Therapie beginnen können, desto größer die Chancen, Emils Entwicklung entscheidend zu verbessern. |
Geschlechtsidentitätsstörung: A third reason for treating Kraig is that intervention on deviant sex-role development in childhood may be the only effective manner of treating (i.e., preventing) serious forms of sexual deviance in adulthood, since in adulthood such severe deviance appears to be quite resistant to psychological treatment. Ein dritter Grund für die Behandlung von Kraig ist, dass die Intervention von Abweichungen der Entwicklung der Geschlechterrolle in der Kindheit die einzige effektive Behandlungsmethode (i.e. Prävention) von schwerwiegenden Formen von sexuellen Abweichungen im Erwachsenenalter darstellt, da im Erwachsenenalter solche schwerwiegenden Abweichungen resistent gegenüber psychologischer Behandlung scheinen. |
Autismustherapiezentrum (ATZ):
Aufgrund der Schwere ihrer Behinderung benötigen autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene spezifische therapeutische Hilfen. Je früher diese beginnen, desto mehr Chancen haben die autistischen Menschen, altersgemäß zu lernen, sich in ihrer Umwelt zu orientieren, am alltäglichen Geschehen teilzunehmen und Freude am Leben zu entwickeln.
Hundeschule:
Nach Möglichkeit sollte die Erziehung und Sozialisation Ihres Hundes bereits im Welpenalter beginnen - daher bieten wir Kurse für alle Altersstufen an.
ATZ:
Nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung und des Kennenlernens versuchen die TherapeutInnen, den augenblicklichen Entwicklungsstand, die Fähigkeiten, die Störungen des autistischen Menschen durch Befragung der Eltern, Beobachtungen und spezielle Testverfahren zu ermitteln. Diese Beobachtungsphase bildet eine wichtige Grundlage für die Therapie und dauert etwa zwei Monate...Anschließend besprechen die TherapeutInnen mit den Eltern, wie ihr Kind gefördert werden soll. Für jedes Kind wird ein individueller, auf seine Fähigkeiten und Möglichkeiten abgestimmter, Therapieplan entwickelt.
Hundeschule:
Da Hunde von Ihrem Wesen intelligente Tiere sind und daher grundsätzlich lern- und wissbegierig, sollten Sie, mit dem Welpenalter beginnend, in einer Hundeschule auf Ihren weiteren Weg in die menschlich geprägte Zivilisation behutsam vorbereitet werden...In einem ausführlichen Gespräch möchten wir Sie, Ihren Hund, Ihre Lebensumstände und natürlich Ihr Problem kennenlernen...Wir bieten in kleiner Runde geführte Trainingsspaziergänge an, in denen an einer Verbesserung dieser oftmals grenzwertigen Situationen gearbeitet wird. In etwa 2,5 Stunden erarbeiten wir unterwegs die notwendige Praxis, damit Sie Ihren Alltag stressfreier meistern können.
ATZ:
Autistische Kinder haben Schwierigkeiten, die Informationen aus ihrer Umwelt zu verarbeiten und das Sozialverhalten, die Kommunikation von Menschen zu verstehen. Sie reagieren daher oft hilflos, unsicher, desorientiert, aggressiv oder ziehen sich zurück.
Hundeschule:
Beratung bei Verhaltensproblemen - Aggression, Unsauberkeit, Zerstörungswut etc. wir erstellen sinnvolle und vor allem umsetzbare Trainingspläne gemeinsam mit Ihnen
- ABA = Applied Behavior Analysis. Eine heute oft angewendete Methode zur "Frühförderung" von Autisten, die einen relativ guten Ruf hat, jedoch große Risiken birgt, schwere Schäden an den Kindern zu verursachen (ähnlich der Umerziehung von Linkshändern zu Rechtshändern) und deren Wirksamkeit bisher entgegen anderslautender Behauptungen nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. Es gibt gewisse logische Parallelen von ABA zu z.B. historischen "therapeutischen" Versuchen, Gehörlosen das Gebärden zu verbieten, damit diese die Lautsprache besser lernen würden. Die Folgen für Autisten sind jedoch vermutlich gravierender. Genauere Informationen 1, 2 und 3
- AQ-Test = Screeningtest, der nicht mehr als eine statistische Wahrscheinlichkeit dafür angeben soll autistisch zu sein. Das bedeutet, daß manche Autisten bei diesen Tests auch niedrige Punktzahlen erreichen. Wer einen hohen AQ erzielte ist ebenso nicht unbedingt autistisch, auch manche andere Persönlichkeitstypen erzielen aufgrund der Ausrichtung der Fragen öfters höhere Punktzahlen darin. Die verschiedenen Versionen sind oft sprachlich ungenau formuliert, weswegen Autisten oft sehr lange brauchen sich zu überlegen, was mit einer Frage gemeint sein könnte oder deswegen manche Fragen logisch unbeantwortbar finden.
- Asperger-Autismus = Im Sinne heutiger diagnostischer Untergruppen eine angenommene Untergruppe des Autismus, die erst nach dem dritten Lebensjahr im Sinne der jeweiligen Diagnosekriterien auffällt. Heute gibt es fundierte Zweifel an der realen Existenz eines grundlegenden Unterschieds, der solche systematische Untergliederung rechtfertigen würde. Ein aktueller Theorieansatz ist der des Autismusspektrums (siehe dort). Benannt nach Hans Asperger. Früher auch entsprechend damaliger falscher theoretischer Annahmen als autistische Psychopathie bezeichnet (siehe dort).
- Aspie = Asperger-Autist (diese Diagnoseschublade ist vermutlich in der Abschaffung begriffen)
- ATZ = Autismuszentrum (sind zwar spezialisiert, vertreten aber aufgrund der Nähe zu Elterngruppen meist auch zweifelhafte bis schädliche Auffassungen)
- Autie = Autist
- Autistic Pride = englisch "autistisches Selbstbewußtsein". Eine kulturelle Emanzipationsbewegung im Wesentlichen getragen von Autisten, die Autismus als Teil einer neurodiversen Normalität betrachtet und für Enthinderung und eine nichtpathologisierende Wahrnehmung von Autisten eintritt. Genauere Informationen.
- Autistic Pride Day = Feiertag im Sinne der Autistic Pride Bewegung, der von manchen Anhängern dieser Bewegung am 18.6. begangen wird. Andere Anhänger lehnen Feiertage als nichtautistisches Kulturgut prinzipiell ab.
- autistische Psychopathie = veraltete und sachlich falsche Bezeichnung für "Asperger-Autismus" (siehe auch dort). Dieser Begriff führte sich auf die Annahme z.B. nach Bettelheim zurück, Autismus entstünde durch die ungünstige Einwirkung der Eltern auf die jeweiligen Kinder (siehe auch Kühlschrankmutter), sei also eine Traumatisierung, die mit entsprechenden psychologischen Anti-Trauma-Methoden behandelt werden könne. Diese Theorie ist heute eindeutig überholt.
- Autistisches Spektrum = theoretischer Erklärungsansatz für Autismus, der im wesentlichen davon ausgeht, daß es statistisch gesehen in der Bevölkerung einen fließenden Übergang von Nichtautismus zu Autismus gibt. Folglich gäbe es keine natürlich eindeutige Grenze von Nichtautismus zu Autismus, sondern eine menschlich definierte. Demnach wäre Autismus eine Eigenschaft, die jeder Mensch in mehr oder weniger großer Ausprägung aufweist.
- autistische Züge = In der Praxis sehr uneinheitlich verwendeter Begriff. "Nicht genug für eine Diagnose aber zu viel um normal zu sein" - so oder so ähnlich sagt man es Eltern von autistischen Kindern manchmal, wenn diese eine Begutachtung durchlaufen haben. Manchmal sehen Ärzte "autistische Züge" auch als Teil des Autismusspektrums. Mitunter wird der Begriff verwendet, wenn Ärzte kein gründliches Wissen über Autismus aufweisen und ein Autist nicht ganz mit ihren klischeehaften Erwartungen übereinstimmt. Weiteres Problem ist die bis heute sehr mangelhafte Berücksichtigung der Lebensumstände eines Autisten. Nur weil ein Autist wegen relativ geeigneter Lebensumstände nicht nervlich am Ende ist, ist er nicht weniger autistisch.
- Autoaggression = Siehe Selbstverletzungen
- Barriere = Barrieren sind nicht nur fehlende Rollstuhlrampen, sondern alle Umstände, die statistisch nicht typische Bevölkerungsgruppen davon abhalten an gesellschaftlichen Vorgängen teilzuhaben. Das können auch verbreitete Einstellungen anderer Bevölkerungsgruppen sein. Für Autisten ist die wohl folgenschwerste Barriere Verweigerte fernschriftliche Kommunikation.
- Barrierefreiheit = sinngemäß meist eine Situation, die bestimmte Barrieren für bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht aufweist. Leider nur selten gruppenübergreifend komplett barrierefrei im Sinne eines umfassend umgesetzten Universellen Designs.
- Behinderung = kein Begriff der speziell von Autisten verwendet würde, jedoch eine große Rolle in der Autistenszene spielt und kontrovers betrachtet wird. Dabei gehen auch viele Autisten von einem längst überholten Behinderungsbegriff aus. Daher hier Auszüge aus einem allgemeinen auch an sich lesenwerten Vortrag von Prof. W. Jantzen:
Behinderung, auf diesem Hintergrund - und jetzt kommt der Begriff, den Heiner Bielefeldt verwendet und für den man uns wirklich fast gesteinigt hat [vor 30 Jahren, Anmerkung 55555] - Behinderung ist eine gesellschaftliche Konstruktion. Das heißt keineswegs, dass es nicht gewisse Besonderheiten der Natur gäbe, die es auch zwischen uns überall gibt, soweit wir als nicht behindert bezeichnet werden.[...]
Dreimal in der Geschichte der Behindertenpädagogik ist herausgearbeitet worden - ich hatte das Glück, einer von den dreien zu sein - dass nicht der sogenannte Defekt der körperlichen Schädigung die Behinderung hervorbringt, sondern die dadurch hervorgebrachte soziale Isolation.
In dieser sozialen (Entwicklungs-)Situation der Isolation ist die Umgebung unfähig, einen sozialen Verkehr so zu gestalten, dass er den besonderen Bedingungen gerecht wird. Daraus resultiert ein sinnvoller und systemhafter Aufbau der psychischen Prozesse innerhalb der Isolation. Am deutlichsten kann man das nachlesen in Donna Williams Versuch einer Übersetzung von Besonderheiten autistischer Menschen. Was andere Menschen für Autismus halten und erklären, so sagt sie, die selbst als autistisch gilt, sind unsere Selbstverteidigungsmechanismen.
- Blickkontakt = Häufig erwähntes Diagnosekriterium für Autismus. Da der Blickkontakt für Nichtautisten offenbar ein wesentliches Kommunikationsmittel darstellt, versuchen diese oft Autisten dementsprechend nach ihren Vorstellungen umzuerziehen. Das kann ähnlich der Umerziehung von Linkshändern zu schweren Schäden führen, denn Autisten verhalten sich hierbei nicht aufgrund von Schüchternheit oder ähnlichem so, sondern aufgrund der Notwendigkeit Reizwahrnehmungen zu minimieren, um psychisch handlungsfähig zu bleiben.
- Delfintherapie = Eine "Therapie"methode, bei der Autisten mit Delfinen konfrontiert werden. Aufgrund des besonders positiven Images von Delfinen (z.B. "Flipper") meinen Eltern immer wieder, eine solche Therapie sei besonders erfolgversprechend. Tatsächlich konnte noch keine Wirksamkeit nachgewiesen werden, die über dem Kontakt zu gewöhnlichen Haustieren wie Hunden oder Meerschweinchen liegt. Solche Haustiere sind außerdem immer da, während die Delfin"therapie" nur über einen gewissen Zeitraum vorgenommen wird. Daher wird eine zudem noch sehr teure Defintherapie auch zu Recht in der Regel nicht von Krankenversicherungen bezahlt. Weiter ist die Haltung von Delfinen eine derartige Quälerei für die Tiere, daß diese sich in der Gefangenschaft kaum fortpflanzen mögen. Zudem sollte angemerkt sein, daß hier vor allem die auf das Kind projizierte Enttäuschung der Eltern therapiert wird, ein Kind zu haben, das anders ist als man es sich vorgestellt hatte. Empfehlung: Statt Delfintherapie sollten die betreffenden Eltern eine Psychotherapie bei einer Fachkraft beginnen, die Autismus nicht pathologisiert (oft solche, deren Studium noch nicht zu lange zurückliegt), damit sie ein gesundes Verhältnis zu ihrem Kind entwickeln lernen.
- Diskriminierung = Unmittelbare Diskriminierung nennt sich die Benachteiligung von Minderheiten, wie z.B. der unfreiwilligen Minderheit der Autisten durch selektives Verhalten im Alltag. Siehe auch unter Pathologisierung. Mittelbare Diskriminierung nennt sich solche Benachteiligung von Minderheiten, die in Form scheinbar neutraler Gesetze, Normen und Verfahrensweisen durch die Nichtberücksichtigung von Eigenarten bestimmter Minderheiten Barrieren errichtet, die eine Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten erschweren oder verhindern. Z.B. ist es in Bezug auf viele Autisten mittelbare Diskriminierung, von ihnen zu verlangen physisch in einem Büro vorstellig zu werden, um eine bestimmte Leistung zu erhalten, statt ihnen ausschließlich schriftlichen Zugang zuzubilligen.
- Enthinderung = Autisten benötigen weniger Hilfen als Enthinderung, denn die Probleme von Autisten liegen zu großen Teilen nicht in ihrer Identität, zu der ihre autistische Art zählt, sondern in der Ausgrenzung und dem Leben in einer Gesellschaft, die für Nichtautisten und deren Wesensarten ausgelegt ist. Diese Hürden abzubauen nennt sich Enthinderung. Enthinderung ist ein Recht, wogegen man meist annimmt, für Hilfe müsse man dankbar sein. Näheres siehe Artikel.
- Entwicklungsstörung oder -verzögerung = Diskriminierende Bezeichnung der Tatsache, daß sich Autisten insbesondere in der Kindheit teilweise deutlich anders entwickeln als durchschnittliche Nichtautisten. Mit vergleichbar selektiv-pathologisierender Wahrnehmung könnte man ebenso NA-Kinder und -Erwachsene gegenüber Autisten als zurückgeblieben und entwicklungsgestört bezeichnen. Weiter benötigt ganz allgemein die Herstellung qualitativ hochwertiger Dinge mehr Zeit. Autisten gehen Dingen oft wohl mehr auf den Grund als Nichtautisten. Ebenso kann eine hohe Umgebungsbelastung aufgrund ungünstiger Lebensumstände dazu führen, daß ein Autist weit weniger Energie hat um sich zu entfalten. In Kombination damit haben Autisten oft als Angehörige einer zerstreuten unfreiwilligen kleinen Minderheit sich fremd in der für Nichtautisten ausgelegten Welt fühlend zudem meist weniger Gelegenheit aus Kontakten mit Mitmenschen Dinge zu lernen, die unter Menschen weitergegeben werden.
- Ergotherapie = Hauptsache, man macht mal irgendwas. Placebo für die Eltern? Zitat aus A. Jean Ayres; Bausteine der kindlichen Entwicklung; Kapitel 9 - Das autistische Kind;
Seite 184; Springer-Verlag; 1992: "[es geht um Ergotherapie] Zur Zeit erreichen wir mit unserer Therapie allerdings meist keine nennenswerte Verbesserung der Situation. Wenn wir jedoch die Behandlung mit autistischen Kindern fortsetzen, finden wir vielleicht Zugang zu den neurologischen Problemen und können Methoden entwickeln, mit denen wir ihr Gehirn auch für das bewußte Erleben von Sinneseindrücken bereitmachen." Fazit: Daß Autisten bereits genauer wahrnehmen als NA, wird schlichtweg ignoriert, auch nur ansatzweise Kenntnisse zu autistischen Eigenschaften scheinen nicht vorhanden zu sein.
- Festhaltetherapie = Auch bei Autisten angewandte "Therapie"methode, die auf die überholte Annahme zurückgreift, Autismus sei eine Traumatisierung. Diese Methode kann man getrost als Körperverletzung an Schutzbefohlenen betrachten, die schwere Traumatisierungen der Kinder verursachen kann. Wird heute für Autisten fast einhellig abgelehnt. Artikel 1
- frühkindlicher Autismus = Im Sinne heutiger diagnostischer Untergruppen eine angenommene Untergruppe im Autismus, die aufgrund ihres Autismus früh im Sinne der Diagnosekriterien auffällt. Bedeutungsgleich mit Kanner-Autismus.
- gestützte Kommunikation (auch FC genannt) = Eine Methode, die die Kommunikation mit nichtsprechenden Personen ermöglichen soll (nicht speziell für Autisten). Aufgrund wissenschaftlicher Studien ist die Methode sehr kritisch zu sehen, jedoch konnte in wenigen Fällen ein tatsächliches Funktionieren nachgewiesen werden (Thread dazu). Falls bei Autisten diese Methode angewandt wird, ist auf jeden Fall zu überprüfen, ob die Methode funktioniert, etwa durch den Kopfhörertest. Wird dieser Test "vom Autisten verweigert", besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß diese Verweigerung unbewußt tatsächlich durch die "stützende Person" erzeugt wird.
- HFA = hochfunktioneller Autismus. Nach der Theorie eines Autismusspektrums meint dies den Bereich von Autismus, der zwischen willkürlich gesetzter Grenze zum Nichtautismus und MFA oder LFA (siehe auch dort) angesetzt wird. Dieser Begriff ist zumindest als Zuschreibung auf konkrete Personen kritisch zu betrachten, weil heute oft die Folgen von Ausgrenzung und Falschbehandlung von Autisten in ihrem konkreten Umfeld fälschlich ihrem Autismus an sich zugerechnet werden. Darum ist hier sehr große Vorsicht geboten.
- Kanner-Autismus = siehe frühkindlicher Autismus. Benannt nach Leo Kanner.
- krank (in Bezug auf autistische Eigenschaften) = Link
- Kühlschrankmutter = Bezeichnung für Mütter von Autisten aus der Zeit der inzwischen widerlegten Annahme, Autismus stelle eine Traumatisierung sonst völlig durchschnittlicher Kinder dar. Siehe auch "autistische Psychopathie".
- LFA = low functional autism. Eindeutschung siehe NFA. Im Sinne der unter HFA geschilderten theoretischen Annahme die am weitesten vom Nichtautismus eingeordnete Untergruppe im Autismusspektrum.
- Meltdown = akuter Overload, siehe Overload.
- MFA = mittelgradig funktionaler Autismus. Selten gebrauchter Begriff zur genaueren Differenzierung des Autismusspetrums. Siehe auch HFA.
- NA = Nichtautist
- Neurodiversität = Aus der Biologie abgeleitete Theorie, die als gut begreift, daß Menschen unterschiedlich veranlagt sind. Gegensatz: Die Definition von Krankheit anhand des Abweichens von einer theoretisch bestimmten Norm für Gesundheit. Ähnliche Gegensätze direkt aus der Biologie: Intaktes robustes Ökosystem versus krankheitsanfällige Monokultur.
- NFA = niedrigfunktioneller Autismus. Eindeutschung von LFA, siehe dort.
- nonverbale Kommunikation = Siehe Subtext.
- normal = einer irgendwelchen menschlichen Vorstellungen entsprungenen Norm entsprechend. Entscheidend hierbei ist die Annahme einer Gruppe, für welche die Norm gelte. Je nach Bildungshorizont kann sich ein Normgefüge ausdifferenzieren.
- NT = neurotypische Person. Kritisch zu sehender Begriff, da er unterstellt, es gäbe typische und untypische Menschen. Siehe auch "normal".
- Overload = Überforderung der Sinne eines Autisten, die mehr oder weniger große Handlungsunfähigkeit und Schmerz nach sich zieht. Näheres im Artikel unten.
- Pathologisierung = Fremdenfeindliche und vorurteilsgetriebene gezielte Abwertung von Andersartigem mithilfe von selektiv negativer Wahrnehmung und Beschreibung. - Artikel: "Die Krankheit lauert überall"
- Persönlichkeitsstörung = siehe "autistische Psychopathie". Ab dem DSM3 wurde der Begriff "Psychopathie" durch den Begriff "Persönlichkeitsstörung" ersetzt. Falschdiagnosen von Autisten sind keine Seltenheit (z.B. "sozial-unsichere-Rersönlichkeit").
- Prosopagnosie = Geringe bis nicht vorhandene Fähigkeit Gesichter wiederzuerkennen. Diese tritt bei Autisten wie Nichtautisten auf.
- Rain Man = ein Film, der in der Öffentlichkeit oft als prägend für das Bild von Autismus empfunden wird. Dieser Film beruht auf einem Drehbuch, das inspiriert von der realen Person Kim Peek geschrieben wurde. Diese Person ist jedoch kein Autist, sondern ein Savant.
- Rituale = Autisten wird oft unterstellt besonders zu ritualisiertem Verhalten zu neigen, Eltern wird geraten den Alltag von autistischen Kindern zu ritualisieren. Näheres im Artikel unten.
- Selbstverletzungen = Schwer traumatisierte Menschen, ob Autist oder Nichtautist, neigen manchmal dazu, Streß durch selbstverletzendes Verhalten (SVV) abzubauen. Da Autisten häufiger unverstanden dahinvegetieren oder groben (auch unbeabsichtigten oder "gut gemeinten") Mißhandlungen durch Familie oder unqualifizierte Therapeuten ausgesetzt sind, tritt dieses Verhalten bei Autisten statistsch gesehen häufiger auf als bei Nichtautisten. SVV kann zur Sucht werden, da bei Verletzungen körpereigene Drogen ausgeschüttet werden. Hier könnte theoretisch auch bei Autisten eine qualifizierte (heutzutage praktisch nicht auffindbare) auf autistisches Sein abgewandelte Traumatherapie sinnvoll sein, die bei den vorgefallenen subjektiv erlebten Mißhandlungen ansetzt (und nicht den Autismus therapieren will).
- SHG = Selbsthilfegruppe
- Smalltalk = Die Angewohnheit besonders von Nichtautisten nicht durch klare Aussagen zu kommunizieren, sondern durch Andeutungen. Diese Andeutungen verstehen auch Nichtautisten untereinander oft falsch, merken das aber oft nicht. Vielleicht ist das auch eine Funktion dieser drolligen Angewohnheit. Siehe zudem Subtext.
- Spezialinteresse = von englisch "special interest", halte ich persönlich für eine Fehlübersetzung. "Speziell" ist im Deutschen ein weitgehend neutraler Begriff, der englische Begriff besitzt jedoch eine Bedeutungsspanne von "besonders" bis "sonderbar". Insofern ist dieser Begriff ein Begriff, den Nichtautisten erfunden haben, um Autisten zu pathologisieren und auszugrenzen, und sollte, wie ich denke, von Autisten nicht mehr verwendet werden.
- Stereotypie = Diskriminierende Abwertung von Interessen autistischer Personen durch Nichtautisten. Andersherum könnte man z.B. Kegelabende mit Smalltalk als stereotype Gruppenbeschäftigung bezeichnen.
- Störung = Autisten werden von einer rückschrittlichen und diskriminierenden Psychologie noch oft als gestört bezeichnet. Parallel zum Behinderungsbegriff liegt jedoch die Störung tatsächlich zwischen Autist und Nichtautist, nicht bei einer der beiden Parteien. Wenn die Telefonleitung zwischen einem Autisten und einem Nichtautisten gestört ist, ist ja auch nicht der Autist schuld.
- Subtext = Kommunikation und Sprachbedeutungen, besonders vis a vis, werden bei Nichtautisten zu über 50% (manchmal wird 70% angegeben, solche Werte sind von der Definition abhängig) durch Betonungen und Mimik transportiert. Diese Aussagen können Autisten oft nicht erkennen oder zuordnen. Auch, aber nicht vor allem aus diesem Grund bevorzugen Autisten schriftliche Kommunikation, in welcher allerdings noch Metaphern und indirekte Formulierungen unverstanden bleiben können.
- Synästhesie = Die Eigenschaft z.B. eine Zahl automatisch mit einem bestimmten Geruch oder einer Farbe zu assoziieren. Synästhesie ist eine Begabung, die unter anderem das Lernen erleichtert, da die Erinnerung in sich kombinierter und mit mehr Ansatzpunkten erfolgt. Autisten sind offenbar häufiger synästhetisch begabt als Nichtautisten.
- Theory of Mind (ToM) = Siehe Artikel unten.
- Therapierisiko, geringes = Oft stillschweigende und völlig verkehrte Annahme, bei Autisten wäre eigentlich nichts kaputtzumachen.
- Unangemessene Verhaltensweisen = Umschreibung der Fachleute, daß sie die Ursachen von Verhaltensweisen nicht verstehen und diese andere Leute stören. Das Nichtverstehen liegt meistens an mangelnder Professionalität oder mangelnder Einbeziehung von anderen Autisten und ungenügender Erfahrung. Dennoch gibt es diese Ursachen, ebenso wie bei einem Allergiker, der auf eine bestimmte Obstsorte allergisch reagiert. Solange man nicht weiß, daß es diese Allergie gibt und wann sie ausgelöst wird, werden Zusammenhänge meistens nicht klar erkannt. Und wenn Fachleute annehmen, daß Autisten eben "so" sind, dann suchen sie erst gar nicht nach den vorhandenen Ursachen.
- Unterstützte Kommunikation = Nicht zu verwechseln mit Gestützter Kommunikation. Umfasst verschiedene Zeichensysteme.
- Wahrnehmungsstörung = Diskriminierender Begriff zur Beschreibung der andersartigen Wahrnehmung von Autisten, sofern situationsunabhängig pauschal auf einen Menschen angewandt. Situationsabhängig angewandt weisen Nichtautisten wie auch Autisten unterschiedliche Wahrnehmungsstörungen auf.
- Zehenspitzengang = Der Zehenspitzengang, also das häufige Gehen auf den Zehenspitzen, ist häufig bei Autisten. Der Grund ist die empfindliche sensorische Wahrnehmung auch an den Fußsohlen, deren Störpotential durch den Gang auf Zehenspitzen minimiert wird. Ein weiterer Grund könnte ein Vermeidenwollen von Verwackelungen bei der optischen Wahrnehmung sein oder auch das Gefühl, das harte Aufsetzen würde im Kopf wehtun. Möglich ist dies auch, um nicht ganz gerade Böden auszugleichen, deren Ungeradigkeit NA nahezu nicht wahrnehmen, wenn der Autist besonders empfindsam auf solche Neigungen reagiert.
- Zurückgeblieben = siehe Entwicklungsstörung
- Zwang = Autisten wird mitunter nachgesagt, zu Zwängen zu neigen. Richtig ist, daß Autisten manchmal Vorlieben haben, die auf Nichtautisten unverständlich wirken, aber ebensowenig aus einem Zwang herrühren wie Tätigkeiten von Nichtautisten, die ein Autist nicht versteht und für sinnlos hält.
(Vergleiche auch die jeweils aktuellste Fassung hier.)
Hinweis: Keine Flugblätter ohne vorherige Absprache in Briefkästen werfen, auf denen steht, daß keine Werbung eingeworfen werden darf. Damit bereitet ihr euch im Zweifel nur selbst Ärger, da das verboten ist. Das mal ganz davon abgesehen, daß eine breite ungezielte Streuung von Flugblättern in ihrem Sinn auch bezweifelt werden kann.
Der aktuellste Stand der Sammlung findet sich jeweils hier.
Flugblattdruckvorlagen, ganzseitig (auch als Mailanhang geeignet):
1: Wie leben Autisten heute?
3: Autisten dürfen nichts fordern?
4: Informationen über und zum Umgang mit Autismus für das Lehrpersonal
5: Einstiegsinformationsblatt für Eltern
6: Einstiegsinformationsblatt für Kindergartenerzieher
7: Warnung vor zeitgenössischen Therapiemodellen
8: Autismus - Die Frage der Nahrungsmittel
9: Onlinebeschulung an Regelschulen
10: Zur Notwendigkeit barrierefreier Kommunikation
11: Diskriminierungsfreie Begutachtung
Doppelseitenvorlagen:
1: Wie leben Autisten heute?
2: Sind Autisten krank?
3: Autisten dürfen nichts fordern?
18: Ist es Faszination Autist zu sein?